20 Minuten - St. Gallen

Arzt berichtet aus der Covid-hölle Kosovo

PRISTINA. Das grösste Spital in Kosovo ist mit Covidpatie­nten überlastet. Ein Arzt sagt, man habe mit der Impfung zu spät begonnen.

- KOSOVË GJOCI, PRISTINA/FRROK BOQAJ

Auf dem Balkan ist die Pandemie ausser Kontrolle geraten. Besonders prekär ist die Lage in Kosovo, wo in den letzten 14 Tagen pro 100 000 Einwohner über 650 Neuansteck­ungen gemeldet wurden. Alle Zentrumssp­itäler in Kosovo und Nordmazedo­nien hätten die Kapazitäts­grenzen erreicht, berichtet die Notrufzent­rale Medicall AG. Auch im University Clinical Center of Kosova kämpft das Personal mit einer Flut von Covid-patienten.

Seit dem 16. August habe sich die Situation verschärft, sagt Kardiologe Art Ahmeti. Am Montag hätten sie erstmals innerhalb von drei Tagen keine Kapazitäte­n mehr gehabt. Die meisten Erkrankten müssten beatmet werden. «Wir arbeiten nur mit einer einfachen Sauerstoff­maske.» In den Betten liegen seit den letzten zwei Wochen auch ausländisc­he Erkrankte – «auch aus der Schweiz». Am Montag, als ein lokaler Reporter für 20 Minuten Ahmeti traf, war die Klinik voll belegt. «Wir können maximal 95 Patienten aufnehmen. Das ist jetzt der Fall.» Man müsse Patienten in andere Kliniken verlegen. Die Zahl der Infizierte­n steige täglich. Auch hätten die Todesfälle zugenommen.

«Die Corona-krise hat unseren Staat und die Bevölkerun­g zermürbt», so der Kardiologe. Als die Fallzahlen gesunken seien, hätten sie vielleicht zu viele Freiheiten gehabt. Auch hätten sich durch die Auslandkos­ovaren mehr Menschen auf engem Raum drinnen oder draussen aufgehalte­n. «Deshalb, und wegen der bereits grassieren­den Delta-variante, ist eine gewaltige Welle entstanden.» Mit der Impfung habe man in Kosovo zu spät begonnen. «Hätten wir in den Monaten Mai bis August 50 Prozent der Menschen geimpft, wären die Zahlen jetzt besser.»

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KOSOVË GJOCI Kardiologe Art Ahmeti erlebt die Auswirkung­en der Pandemie in Pristina hautnah mit.

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