Strafanzeige wegen nacktem Hintern?
Rund 20 000 Franken liess sich eine angehende Immobilientreuhänderin ihren Kampf ums Diplom kosten.
Dass die Studentin nicht zur Abschlussfeier geladen war, hatte einen Grund: Im Fach Unternehmensführung verteilten ihr die Experten die Note 3,5, im Fach Immobilientreuhand eine 3,5, und in der mündlichen Prüfung Immobilientreuhand ebenfalls eine 3,5. Mit der Schlussnote 3,9 fiel sie durch. Dagegen wehrte sie sich bei der Prüfungskommission. Sie verlangte die Erhöhung der Noten und führte detailliert aus, warum sie mehr Punkte verdient habe. Daneben machte sie eine gesundheitliche Beeinträchtigung geltend und monierte, dass bei der mündlichen Prüfung das Licht gedimmt worden sei, dies habe sie aus dem Konzept gebracht.
Die Noten der einzelnen Aufgaben korrigierte die Prüfungskommission nicht. Die erste Instanz, das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), stützte die Prüfungsexperten vollumfänglich. Dies liess sich die Schülerin nicht bieten und beantragte beim Bundesverwaltungsgericht eine Neubeurteilung.
Dies führte dazu, dass sich die drei Bundesverwaltungsrichter mit den Prüfungsfragen und deren Bewertung auseinandersetzen mussten. Die Richter betonten im Urteil, sie würden aufgrund fehlender Fachkenntnisse Zurückhaltung bei der Einschätzung üben. Bei den vorgebrachten Argumenten der Schülerin liessen sie aber mit trockenem Humor durchblicken, was sie von deren Argumenten für mehr Punkte halten: Zur Argumentation, die Dimmung des Lichts habe die Frau bei der Prüfung verunsichert, kommentierten die Richter etwa trocken: «Von einer zukünftigen Immobilientreuhänderin darf erwartet werden, dass sie sich durch geringfügige Störungen nicht aus dem Konzept bringen lässt.»
In seinem Urteil lehnte das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde in allen Punkten ab. Die Verfahrenskosten von 2200 Franken muss die Studentin selbst tragen. Mehr zu Buche schlagen dürften die Anwaltskosten. Laut Branchenkennern dürften sich diese für einen solchen Fall auf 12 000 bis 20 000 Franken belaufen.