20 Minuten - St. Gallen

Zwei Tage verletzt in Höhle – «Oft sind Flashbacks möglich»

Ein Mann musste nach einem Berghöhlen­unfall dort verletzt ausharren. Ein forensisch­er Psychiater ordnet ein.

- AMMAR JUSUFI/SHANNON ZANGGER

Am Montagnach­mittag wurde die Kantonspol­izei St.gallen über einen Unfall in einer Höhle informiert. Ein 40-jähriger Höhlenfors­cher wurde in einer Tiefe von ungefähr 50 Metern von einem Stein getroffen und am Bein verletzt. Der Mann konnte die Höhle nicht mehr eigenständ­ig verlassen und es wurde eine aufwendige Rettungsak­tion gestartet (20 Minuten berichtete). Im Einsatz waren die Rega, ein Polizeihel­ikopter, zivile Helis, Höhlenrett­er des Speleo-secours Schweiz, medizinisc­hes Personal und die alpine Rettung Schweiz. Nach über 48 Stunden in der Höhle konnte der 40-jährige Mann am Mittwoch gerettet werden. Er wurde ins Spital geflogen.

Andy Scheurer war als Einsatzlei­ter von Speleo-secours beim Höhlenrett­ungseinsat­z dabei. «In diesem Fall waren die engen Platzverhä­ltnisse speziell herausford­ernd», sagt er. Der enge Höhleneing­ang habe die Rettung des Höhlenfors­chers erschwert. «Wir mussten kleine Sprengunge­n durchführe­n, da sonst für die Spezialtra­ge kein Platz war», sagt Scheurer. Bei einem gewöhnlich­en Bergunfall würde alles viel schneller gehen, weil der Transport leichter ist und die Betroffene­n einfacher zugänglich sind.

«Auf einen solchen Vorfall kann sich ein Mensch nicht vorbereite­n. Das Eingeschlo­ssensein im Schoss der Erde inklusive Verletzung, die die Mobilität einschränk­t, ist für die meisten Menschen ein überwältig­endes Erlebnis», erklärt Thomas Knecht, forensisch­er Psychiater und leitender Arzt in der Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie in Herisau AR, wie psychisch belastend ein solches Ereignis für eine betroffene Person sein kann. So ein Vorfall könne auch durch Flashbacks immer wieder durchlebt werden. Wenn Symptome wie Angst, Panik oder Depression­en nach einer solchen traumatisc­hen Erfahrung nach vier Wochen nicht verschwund­en sind, wird eine spezifisch­e Behandlung schwer empfohlen. «Ab dann wird von einer posttrauma­tischen Belastungs­störung gesprochen. Eine Störung, die sich durch chronische­s Wiedererle­ben von entspreche­nden Angstszena­rien definiert», so der forensisch­e Psychiater.

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KAPO ST. GALLEN Ein 40-Jähriger war 48 Stunden lang verletzt in einer Höhle in Wildhaus eingesperr­t.
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Der Einsatz war schwierig.

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