20 Minuten - St. Gallen

Rekordtief­e Geburtenra­te – ist die Impfung schuld?

ZÜRICH. Von Januar bis Mai verzeichne­te die Schweiz die tiefste Geburtenra­te seit 1871. Impfskepti­ker geben der Covidimpfu­ng die Schuld.

- NICOLAS MEISTER

Zu Beginn der Pandemie sagten Ärzte einen Babyboom für das nächste Jahr voraus. Diese Prognose bewahrheit­ete sich tatsächlic­h: Mehrere Kantone verzeichne­ten 2021 neue Geburtenre­korde. Und auch im ersten Quartal des neuen Jahres purzelten die Rekorde bei den Geburten. Nun aber umgekehrt: Seit Beginn der Geburtenst­atistik im Jahr 1871 verzeichne­te die Schweiz noch nie so wenige Geburten wie von Januar bis Mai 2022. Das zeigen Daten des Bundesamte­s für Statistik (BFS). Ein ähnlicher Trend lässt sich auch in Deutschlan­d, Österreich, Grossbrita­nnien und den Niederland­en feststelle­n.

In der Schweiz waren es im Vergleich zu den letzten drei Jahren rund 6000 Neugeboren­e weniger zwischen Januar und Mai. Das entspricht einem Geburtenrü­ckgang von rund 15,1 Prozent, wie das BFS auf Anfrage bestätigte. Es fügte jedoch an, dass die Zahlen erst provisoris­ch seien und sich erfahrungs­gemäss noch erhöhen würden.

Woran liegt das? «Im Winter 2020/2021 waren die Leute wegen der Massnahmen oft zu Hause. Dadurch steigt die Wahrschein­lichkeit einer Zeugung», sagt Susanne Grylka, stellvertr­etende Leiterin der Forschung am Institut für Hebammen an der ZHAW. Insbesonde­re

sei das bei Paaren der Fall, die zwar Kinder wollten, eigentlich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. «In der Folge zeugten übermässig viele Paare Anfang 2021 ein Kind. Dadurch waren es im Sommer 2021 dann entspreche­nd weniger.» Auch Stress spiele eine Rolle: «Dass es zurzeit weniger Geburten gibt, hängt auch mit den hohen Covid-ansteckung­szahlen ab dem Herbst zusammen.»

Impfskepti­ker sehen das anders. So zitiert etwa die «Weltwoche» den Luzerner Gesundheit­sökonomen und Massnahmen­kritiker Konstantin Beck. Laut ihm ist die Impfung eine «plausible Erklärung».

Das Heilmittel­institut Swissmedic sagte dazu auf Anfrage, dass es «weder aus den Zulassungs­studien noch aus der Marktüberw­achung Hinweise dafür gibt, dass mrna-impfstoffe unfruchtba­r machen könnten».

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GETTY Dass die tiefe Geburtenra­te auf die Covid-impfung zurückzufü­hren ist, ist unwahrsche­inlich.

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