Rekordtiefe Geburtenrate – ist die Impfung schuld?
ZÜRICH. Von Januar bis Mai verzeichnete die Schweiz die tiefste Geburtenrate seit 1871. Impfskeptiker geben der Covidimpfung die Schuld.
Zu Beginn der Pandemie sagten Ärzte einen Babyboom für das nächste Jahr voraus. Diese Prognose bewahrheitete sich tatsächlich: Mehrere Kantone verzeichneten 2021 neue Geburtenrekorde. Und auch im ersten Quartal des neuen Jahres purzelten die Rekorde bei den Geburten. Nun aber umgekehrt: Seit Beginn der Geburtenstatistik im Jahr 1871 verzeichnete die Schweiz noch nie so wenige Geburten wie von Januar bis Mai 2022. Das zeigen Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS). Ein ähnlicher Trend lässt sich auch in Deutschland, Österreich, Grossbritannien und den Niederlanden feststellen.
In der Schweiz waren es im Vergleich zu den letzten drei Jahren rund 6000 Neugeborene weniger zwischen Januar und Mai. Das entspricht einem Geburtenrückgang von rund 15,1 Prozent, wie das BFS auf Anfrage bestätigte. Es fügte jedoch an, dass die Zahlen erst provisorisch seien und sich erfahrungsgemäss noch erhöhen würden.
Woran liegt das? «Im Winter 2020/2021 waren die Leute wegen der Massnahmen oft zu Hause. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zeugung», sagt Susanne Grylka, stellvertretende Leiterin der Forschung am Institut für Hebammen an der ZHAW. Insbesondere
sei das bei Paaren der Fall, die zwar Kinder wollten, eigentlich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. «In der Folge zeugten übermässig viele Paare Anfang 2021 ein Kind. Dadurch waren es im Sommer 2021 dann entsprechend weniger.» Auch Stress spiele eine Rolle: «Dass es zurzeit weniger Geburten gibt, hängt auch mit den hohen Covid-ansteckungszahlen ab dem Herbst zusammen.»
Impfskeptiker sehen das anders. So zitiert etwa die «Weltwoche» den Luzerner Gesundheitsökonomen und Massnahmenkritiker Konstantin Beck. Laut ihm ist die Impfung eine «plausible Erklärung».
Das Heilmittelinstitut Swissmedic sagte dazu auf Anfrage, dass es «weder aus den Zulassungsstudien noch aus der Marktüberwachung Hinweise dafür gibt, dass mrna-impfstoffe unfruchtbar machen könnten».