Die Leichtathletik fällt ohne Usain Bolt in ein tiefes Loch
LONDON. Sprint- König Usain Bolt (30) hat abgedankt. Er hinterlässt eine Lücke, die sich nicht schliessen lässt.
Der SprintSuperstar hat in den letzten zehn Jahren die Massen begeistert, war das einzigartige Aushängeschild der Leichtathletik. Wegen seiner insgesamt 8 Olympia-Goldmedaillen, seiner 11 Weltmeistertitel und seiner noch immer gültigen Weltrekorde über 100 m (9,58 aus dem Jahr 2009) und 200 m (19,19 aus dem Jahr 2009). Aber auch, weil er allen Zweifeln zum Trotz nie im Dopingsumpf stecken blieb. Und auch durch die Art, wie er seine Läufe als Show inszenierte und neben der Tartanbahn der coole Lebemann war. Das Krampf-Drama zum Abschied hat der Jamaikaner definitiv nicht verdient – obschon er vor seinem letzten Einsatz offenbar noch lange im Ausgang war. Aber dieses besondere Schlusskapitel erhöht seinen Legendenstatus nochmals. Wie der König im finalen Akt im Olympiastadion in London wie ein Boxer zu Boden ging, wird unvergessen bleiben.
Nach ihm klafft eine riesige Lücke, die die Leichtathletik in eine tiefe Depression stürzen kann. Zumal mit Langstrecken-Superstar Mo Farah auch noch der zweite ganz Grosse seinen Abschied aus den Leichtathletik-Stadien angekündigt hat, da er sich in Zukunft im Marathon versuchen will. Und das mit der geplanten Stabübergabe – von Bolt zu Wayde van Niekerk – klappte ebenfalls nicht ganz. Das Doppelgold über 400 m und 200 m blieb dem Südafrikaner noch verwehrt. Stattdessen geht die Leichtathletik mit dem zweifachen Dopingsünder Justin Gatlin, der in London ausgebuht wurde, als 100-Meter-Weltmeister in die Ära nach Bolt. Und auch der überraschende neue 200-Meter-Champion Ramil Guliyev wird kaum zum neuen Liebling der Massen. Schwere Zeiten brechen an.