«IS und al-Qaida könnten sich zusammenschliessen»
DAMASKUS. US- Experten fürchten, dass al- Qaida stärker wird. JihadismusExperte Asiem El Difraoui im Interview.
Wie gross ist die Gefahr, dass al-Qaida in Syrien und im Irak wieder erstarkt?
Es mag sein, dass al-Qaida wieder stärker wird. Doch das Terrornetzwerk ist dort ohnehin relativ stark, wenn auch unter wechselnden Namen und Untergruppen. Sie hatten zwar nicht die Stärke des IS, aber waren die ganze Zeit präsent und bergen grosse Gefahren.
Ist eine Kooperation zwischen IS und al-Qaida denkbar?
Ja, sie könnten sich wieder zusammenschliessen. Es werden die ganze Zeit taktische Allianzen geschlossen. Die Gruppen mögen sich immer mal wieder
Al-Qaida-nahe Kämpfer in Syrien. streiten, aber sind natürlich auch so schlau, zu kooperieren, wenn nötig. Am Anfang des Syrien-Konflikts wandten sich einige Al-Qaida-Grössen damals relativ schnell dem IS zu.
Viele Anschläge in Europa reklamiert der IS für sich. Ist al-Qaida noch in Terrorakte im Westen verwickelt?
Zuletzt bei den Pariser Anschlägen auf die «Charlie Hebdo»-Redaktion und den jüdischen Supermarkt: Da reklamierte al-Qaida die eine Tat für
sich und der IS die andere.
Das Attentat auf «Charlie Hebdo» ist zwei Jahre her. Ist al-Qaida noch attraktiv für Jihadisten?
Hamza Bin Laden, der Sohn des getöteten Al-Qaida-Chefs, ist auf jeden Fall eine wertvolle Propagandafigur. Er zeigt: Es geht weiter, und eine neue Generation steht bereit. Was er für operative Fähigkeiten hat und welches Charisma er entwickeln wird, steht noch in den Sternen. Bei der Erstarkung einer Gruppe muss man auch sehen, dass Radikalisierte oft zum Winning Team gehen, und da hat al-Qaida in letzter Zeit hinzugewonnen. Zudem gilt sie als etwas «toleranter» gegenüber der Bevölkerung. Sie bestraft und ermordet nicht ständig Leute, weil sie rauchen oder homosexuell sind.