Foodscouting
Bentos gehören zu Japan wie das Matterhorn zur Schweiz. Ob Büroangestellte, Bauarbeiter oder Studentinnen, alle packen mittags ihr Bento aus. In den beliebten Boxen befinden sich diverse kleine Köstlichkeiten, jede davon in ihrem eigenen Fach. Die Bandbreite reicht von Sashimi über eingelegtes Gemüse, marinierten Tofu und Curry bis zu grilliertem Fisch oder Fleisch. Als Beilage gibts fast immer Reis.
Die Geschichte des Bento geht bis ins 5. Jahrhundert zurück. Damals führten die Menschen ihre Verpflegung in Bambusrohren oder einfachen Holzkästchen mit sich. Heute sind schwarz lackierte Bentos am gebräuchlichsten: sogenannte Shokado-Bentos, die ihren Namen dem ShingonMönch Shokado Shojo verdanken.
Längst ist nicht mehr jedes Bento ein Mitbringsel von daheim. Geschäfte, die solche Lunchboxen verkaufen, gibt es in Japan fast an jeder Ecke, vor allem auch an Bahnhöfen für Schnellzüge. Jede Station
bietet ihre ganz eigene BentoVersion an, in der Schweiz gäbe es also das ZürichHBBento oder das Bento Genève Aéroport.
So wie die Beschaffenheit der Bentos unterliegt auch ihr Inhalt dem Zeitgeist. Neben den traditionellen Speisen findet man in den Boxen heute nicht selten Hamburger, Spaghetti oder Tonkatsu, die japanische Version des Schnitzels.
Bei uns hängt die Verbreitung von Bentos eng mit dem Aufstieg von Sushi zusammen. Je populärer die Rollen hierzulande wurden, desto mehr wuchs auch das generelle Interesse an der japanischen Küche und deren Traditionen. Ein ums andere Lokal eröffnete und bot natürlich auch Bentos an.
Das Wort «Bento» hat übrigens zwei Bedeutungen: Es bezeichnet sowohl die volle als auch die leere Box. Und weil die Japaner Perfektionisten sind, gibts sogar ein Buch, das der Ästhetik von Bentos gewidmet ist. Das Werk des Designers KenjiEkuan trägt in der englischen Fassung den Titel «The Aesthetics of the Japanese Lunchbox».