So läuft Aufklärung im Kindergarten
BERN. Beratungsstellen klären pro Jahr 4000 Kindergärtler auf. Gegner befürchten, dass die Kinder traumatisiert werden.
Buben und Mädchen erhalten je ein Blatt Papier mit einer Körpersilhouette. Mit grünen und roten Punkten markieren sie Stellen, an denen Sie gerne berührt werden – und wo nicht. Dann darf jedes Kind einmal König sein und bestimmen, ob und wo es von einem anderen angefasst werden will. «Die Kinder sollen lernen, ihre eigenen und die Grenzen der anderen wahrzunehmen», sagt Ruth Niederreiter von der Fachstelle Adebar in Chur. Die Module zur Sexualerziehung seien gerade bei Kindergärten sehr gefragt. «Im Moment sind wir ausge- bucht.» Landesweit wurden 2016 rund 4000 Kindergärtler allein von Beratungsstellen sexuell aufgeklärt, wie ein kürzlich veröffentlichtes Monitoring der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz zeigt. Projektleiterin Christine Sieber spricht von einer «äusserst niedrigen Zahl». Bislang hätten zu wenige Kantone ein Mandat für die Sexualerziehung im Kindergarten erlassen. «Kindergarten-Kinder müssen in allen Kantonen sexuell aufgeklärt werden», fordert Sieber. Die Sexualerziehung schütze vor sexuellen Übergriffen.
Verena Herzog, SVP-Nationalrätin und Mitglied des Vereins Schutzinitiative, stört sich dagegen an den erwähnten Beispielen: «Mit solchen Übungen greift man in die Intimsphäre der Kinder ein und verletzt ihre Schamgefühle.» Und: «Sexualaufklärung im Kindergarten stellt einen massiven Eingriff in den Erziehungsauftrag der Eltern dar.»