Federer kassiert eine empfindliche Niederlage
LONDON. Der achtfache Sieger ist in Wimbledon überraschend gescheitert. Das gehört zum Sport und wird seine Motivation nicht schmälern. Im Gegenteil.
Und plötzlich war es vorbei. Ein krachender Aufschlag Andersons durch die Mitte, Federer kam nur noch knapp an den Ball heran, und sein Return segelte ins Aus. Einen Satz hatte man dem südafrikanischen Hünen im Viertelfinal gegen den achtfachen Sieger zugetraut, maximal. Doch dann steigerte sich Anderson gegen Federer nach einem verhaltenen Start in einen Spielrausch, rang er ihn nach einem 0:2-Satzrückstand und einem Matchball gegen ihn noch nieder, mit 2:6, 6:7 (5:7), 7:5, 6:4, 13:11.
Fast alle hatten vom König von Wimbledon den Titel erwartet, er bestimmt auch – gestern musste Federer an der Stätte seiner grössten Erfolge aber eine bittere Niederlage einstecken. Der Schweizer dominierte seinen Gegner anfangs, doch als er ihn ins Spiel gelassen hatte, konnte er die Kontrolle nicht mehr an sich reissen. Es war, als ob er mit einem Frack an eine Gala aufgebrochen war, dann in einer dunklen Gasse in einen Strassenkampf verwickelt wurde und so überrascht war, dass er nicht mehr reagieren konnte. Federer sprach von einem «durchschnittlichen Tag». Gegen die meisten Gegner wäre er trotzdem durchgekommen.
Weil es Wimbledon ist, das ihm so viel bedeutet, wird Federer länger brauchen als anderswo, um diese Niederlage zu verdauen. Sie ist ein Rückschlag, aber sie wirft keine grundsätzlichen Fragen auf. Er ist körperlich fit, auch spielerisch ist alles in Ordnung.
Sein überraschendes Scheitern ist also kein Indiz dafür, dass bei ihm etwas im Argen liegt. Es unterstreicht vielmehr, wie erstaunlich seine Erfolgsgeschichte seit seinem Comeback Anfang 2017 ist, mit drei Grand-Slam-Titeln und der Rückkehr zur Nummer 1. Federers Motivation wird dieser Dämpfer keinen Abbruch tun. Und nur, damit es festgehalten ist: Er wird 2019 zurück sein im All England Club, um seinen Thron zurückzuerobern.