Trumps Auftritt am Nato-Gipfel verwirrt
BRÜSSEL. Bis sich die Nato-Partner auf eine Gipfelerklärung einigen, hält Trump sie in Atem.
Nach zwei Tagen harten Ringens beim Nato-Gipfel sah sich US-Präsident Donald Trump gestern als Sieger, nannte seine Verhandlungsstrategie «sehr wirksam». Er sprach von «enormem Fort- schritt», was keinem seiner Vorgänger gelungen sei: Die Verbündeten hätten zugestimmt, «mit höherem Tempo» das Nato-Ziel von 2 Prozent Verteidigungsausgaben zu erreichen. «Ich glaube an die Nato», betonte Trump.
Zuvor hatte der US-Präsident den Streit um die seiner Ansicht nach zu niedrigen Ausgaben der 29 Nato-Partner eskalieren lassen. Seine Verbalattacken galten laut Bündniskreisen besonders Bundeskanzlerin Angela Merkel und Deutschland, das derzeit bei 1,24 Prozent steht und wegen seiner Wirtschaftsstärke Hauptziel von Trumps Kritik ist. Merkel hatte im Juni eine Erhöhung der Ausgaben auf 1,5 Prozent bis 2024 zugesagt. Zwischenzeitlich drohte Trump laut Diplomaten gar mit einem Alleingang: Wenn die Nato-Partner nicht sofort 2 Prozent ihres Bruttoinlandproduktes für Verteidigung ausgäben, würden die USA «ihr eigenes Ding machen». Anstatt wie geplant über Georgien und die Ukraine zu beraten, folgte eine Krisensitzung.
Das Ergebnis sei ein klares Bekenntnis zur Nato und höheren Verteidigungsausgaben, sagte Merkel danach. Und Trump auf die Frage, ob er seine Meinung wie nach dem G-7Gipfel wieder ändere: «Nein, ich bin ein sehr stabiles Genie.»