Mø kämpft sich aus ihrer Identitätskrise heraus
Die «Lean On»-Sängerin kämpfte jahrelang mit Selbstzweifeln. Völlig unnötig, wie ihr zweites Album zeigt.
«Ich hatte eine Scheissangst», sagt Karen Marie Ørsted alias Mø über die Zeit, nachdem sie mit «Major Lazer» den am häufigsten gestreamten Song aller Zeiten veröffentlicht hatte. «Lean On» katapultierte sie
2015 vom IndieLiebling zum Superstar und mitten in eine Krise. Plötzlich war sie weder Fisch noch Vogel. «Alle wollten mit mir arbeiten», sagt sie zum «NME». «Ich selbst hatte aber überhaupt keine Ahnung mehr, in welche Richtung ich mit meinem Album gehen sollte.» Der Release wurde deshalb immer wieder verschoben. Nun ist «Forever Neverland» da und der Spagat gelungen.
«Lean On» hatte nur wenig mit Møs ursprünglicher Vision zu tun. Eingängige Hooks gab es zwar bereits auf dem Debüt der Dänin, die Kollabo mit Major Lazer zielte aber voll auf den Mainstream ab. Auf «Forever Neverland» entscheidet sie sich für die goldene Mitte: Die erste Hälfte besteht aus Bangern wie «Way Down» und «Sun in Our Eyes», für das Mø erneut mit Über-Produzent Di- plo gearbeitet hat. In dem Moment, in dem man aber bereits laut «Sell out!» rufen will, nimmt das Album mit «Mercy» einen unerwarteten Twist: Mø klingt plötzlich, als hätte man Adele und Lorde zusammen in ein Studio gesperrt. Schrille Hits wie «If It’s Over», bei dem Charli XCX Autotune-Vocals beisteuert, und eigenwilligere Nummern wie «Trying to Be Good», halten sich letzten Endes die Waage. So schafft es Mø, Mode-Fans nicht zu vergraulen und ihre Wurzeln gleichzeitig nicht zu verraten. Sinnkrise gelöst.