Nicht mehr zeitgemäss: Bank schafft Bonus ab
ZÜRICH. Die Migros-Bank schafft die Boni ab. Das könnte aber einen falschen Anreiz setzen.
Als erstes grosses Schweizer Geldhaus schafft die Migros-Bank den Bonus ab. Das teilte das Institut gestern mit. Ab dem Geschäftsjahr 2019 entrichtet die Bank keine derartigen variablen Vergütungen mehr an ihre Mitarbeitenden. Statt Boni auszuzahlen, will die Migros-Bank die Fixsaläre einmalig erhöhen. «Ich glaube nicht, dass ein Manager einen umso grösseren Beitrag für die Bank leistet, je höher sein Bonus ist», wird Harald Nedwed, der Chef der Migros-Bank, zitiert. Laut dem Unternehmen hat der CEO schon vorher keinen Bonus mehr bezogen.
Von der Boni-Abschaffung hält Vergütungsexperte Urs Klingler wenig. «Das setzt einen falschen Anreiz», sagt er zu 20 Minuten. Wenn das Geld in Form von höheren Löhnen schon vor der erbrachten Leistung ausgezahlt werde, müsse man sich ja gar nicht mehr anstrengen. Das Interesse, sich weiterzuentwickeln und mehr Leistung zu erbringen, falle weg. Für Klingler ist daher klar: «Firmen mit variablen Vergütungen sind wirtschaftlicher und agiler.» Er glaubt nicht, dass nun auch andere Banken die Boni abschaffen. «Im heutigen wirtschaftlichen Umfeld kann sich das eine international tätige Grossbank nicht leisten.»
Tatsächlich sind fette Boni seit dem Abebben der Finanzkrise bei den Banken wieder in Mode. So zahlten die Grossbanken UBS und Credit Suisse ihren Angestellten für das Jahr 2017 bis zu zehn Prozent mehr Bonus. Experte Klingler bemerkt dennoch: «Mittlerweile sind die Boni nachvollziehbarer, fairer und vernünftiger geworden.»