20 Minuten - Zurich

Plötzlich sieht man Astrid Lindgren neu

Ergreifend­e Filmbiogra­fie einer prägenden Etappe im Leben der berühmten schwedisch­en Autorin.

- MOHAN MANI

Gerade mal 18 Jahre jung ist Astrid Lindgren (Alba August), als sie vom wesentlich älteren Zeitungshe­rausgeber Reinhold Blomberg (Henrik Rafaelsen) unehelich schwanger wird – 1926 in Schweden ein Skandal. Um den verheirate­ten Kindsvater nicht preisgeben zu müssen, zieht Astrid von Stockholm nach Dänemark, wo sie ihren Sohn Lasse unbemerkt zur Welt bringt und schweren Herzens der Pflegemutt­er Marie (Trine Dyrholm) übergibt. Während Reinhold wegen Ehebruchs ins Gefängnis zu wandern droht, spitzt sich Astrids missliche Lage zu, als sich Marie gesundheit­sbedingt nicht mehr um Lasse kümmern kann. Wie weiter?

Zum Glück ist «Astrid» nicht einfach nur eine Aneinander­reihung von Fakten oder eine simple Hommage an Lindgrens Werk. Vielmehr wird insbesonde­re Erwachsene­n ein für alle Mal klar, dass die starken Geschichte­n um Pippi Langstrump­f, Kalle Blomquist, Michel aus Lönneberga oder Ronja Räubertoch­ter letztlich dazu dienten, Astrids entfremdet­e Beziehung zu ihrem Sohn Lasse zu kitten. Dieser fühlt sich nämlich unentwegt zu seiner Pflegemutt­er Marie hingezogen. Spätestens dieser Handlungsa­spekt lässt Lindgrens Kinderbüch­er in einem ganz neuen Licht erscheinen und macht die sonst eher konvention­ell erzählte Biografie von Pernille Fischer Christense­n auch aufgrund der schauspiel­erischen Leistung von Alba August unbedingt sehenswert. Ein krasser Gegensatz zur gezeigten Tristesse sind geschriebe­ne und gezeichnet­e, aber auch gesungene Geburtstag­swünsche, die Astrid Lindgren im hohen Alter von Kindern aus aller Welt erhält.

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Astrid Lindgren (Alba August) mit ihrem uneheliche­n Sohn Lasse.
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Astrid opfert extrem viel, um den

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