Wird Dentalhygiene Patienten unnötig aufgeschwatzt?
ZÜRICH. Dentalhygieniker empfehlen immer häufiger Sitzungen. Doch ist die Zunahme begründet?
Die Dentalhygienikerin von A.K.* (30) war besorgt: «Sie sollten in sechs Monaten wieder zur Zahnreinigung erscheinen. Sie hatten viel Zahnstein.» K. liess sich zum Termin überreden, sagte später aber ab. Ihre frühere Zahnärztin habe es anders gehalten: «Mehr als eine Behandlung stand nie zur Diskussion.» Auch L.R.* (33) wurde von ihrer neuen Dentalhygienikerin angehalten, alle sechs Monate vorbeizukommen. Viele Praxen empfehlen diesen Rhythmus und begründen das mit schonenderer Entfernung von Zahnstein oder dem Verhindern schwerer Erkrankungen des Zahnfleischs, während andere auf eine Behandlung pro Jahr setzen.
Dem Konsumentenschutz ist das Phänomen bekannt. Geschäftsführerin Sara Stalder sagt: «Meldungen von Konsumenten, die unnötige Reinigungen aufgeschwatzt bekommen, sind verbreitet und nehmen zu.» Praxen hätten die Zahnreinigung als lukratives Geschäftsfeld entdeckt. Die Zahnhygiene werde immer besser, sodass viele mit Mengenausweitung Einnahmen sicherten. Erika Ziltener, Präsidentin des Dachverbands Schweizer Patientenstellen, appelliert an die Eigenverantwortung. «Liefert der Arzt keine einleuchtenden Gründe, sollte man nachfragen.»
Jürg Eppenberger, Mitglied der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO), sagt, zwei Dentalhygiene-Sitzungen pro Jahr seien ideal und wissenschaftlich belegt. Bei vielen Jugendlichen reiche eine Sitzung, bei vielen Älteren brauche es mehr als zwei. «Wenn öfter Termine empfohlen werden, muss die Dentalhygienikerin das einleuchtend begründen. Alles andere ist suspekt.»
*Name der Redaktion bekannt