Tränen und Wut nach Missbrauch in Kita
ST. GALLEN. Kita- Betreuer M. N. verging sich an Kleinkindern und filmte den Missbrauch. Das Entsetzen ist gross.
ST. GALLEN. Ein Kita-Mitarbeiter aus St. Gallen soll zwei kleine Buben missbraucht haben – einen davon in der Krippe. Von weiteren Kindern machte er sexuell motivierte Bilder. Mit Tränen in den Augen trat der Kita-Chef gestern vor die Medien. Eltern reagierten entsetzt und wütend. Experten fordern nun Massnahmen, um Missbrauch in Kitas zu verhindern.
Der Schock sass tief bei den etwa 80 Eltern, die gestern Abend von der Kita Fiorino in St. Gallen zum Missbrauchsfall informiert wurden. Stunden zuvor war herausgekommen, dass Betreuer M. N.* (33) ein Kind während der Arbeit sexuell missbraucht haben soll. An einem weiteren Kind soll er sich im privaten Rahmen vergriffen haben. Beide Buben sind jünger als zwei Jahre. In der Kita soll N. zudem sexuell motivierte Fotos von Kindern gemacht haben.
«Vielen Eltern stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten, und waren von ihren Gefühlen völlig überwältigt», sagt eine Mutter. N. sitzt seit Juli 2018 in Untersuchungshaft. Er war festgenommen worden, weil bei ihm Zehntausende kinderpornografische Bilder gefunden worden waren. Den Missbrauch der zwei Knaben soll er gefilmt und die Aufnahmen ins Darknet gestellt haben. Die Tante eines Mädchens in der Kita vermutet: «N. hat seinen Job nicht zufällig ausgesucht. Angesichts seiner Vorgeschichte sei der Fall besonders zynisch, sagte eine andere Mutter.
N. stellte sich in den Medien als Musterbeispiel dar: «Wenn ich ein Kind wickle, lasse ich die Tür offen und kommuniziere das. Es wird nichts versteckt gemacht», sagte er vor fünf Jahren in einer Radiosendung. Jacques Hefti, der Verwaltungsratspräsident der Kita Fiorino, räumte gestern ein, es sei unklar, wie N. mit den Kindern habe allein sein können. «Für das, was passiert ist, gibt es keine Worte», sagte Hefti zu 20 Minuten – und kämpfte mit den Tränen. «Wir sind tief betroffen.» Die Frage, ob es weitere Opfer gebe, stehe im Raum: «Ich hoffe nicht, dass das der Fall ist.»
Ein guter Bekannter von N. sagt, die Enthüllungen hätten ihn überrascht. «Er ist ein angenehmer Mensch. Das hätte ich nie gedacht.» Im Internet präsentierte sich N., der in einer Band spielte und in der SlamPoetry-Szene bekannt war, als leidenden Menschen: «Blut rinnt von meinem Arm. Nur so spüre ich Leben», postete er auf Twitter. Er bot zudem seine Dienste als Babysitter an – und warb für sich als «liebevolle und qualifizierte Betreuung». *Name der Redaktion bekannt