20 Minuten - Zurich

Tränen und Wut nach Missbrauch in Kita

ST. GALLEN. Kita- Betreuer M. N. verging sich an Kleinkinde­rn und filmte den Missbrauch. Das Entsetzen ist gross.

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ST. GALLEN. Ein Kita-Mitarbeite­r aus St. Gallen soll zwei kleine Buben missbrauch­t haben – einen davon in der Krippe. Von weiteren Kindern machte er sexuell motivierte Bilder. Mit Tränen in den Augen trat der Kita-Chef gestern vor die Medien. Eltern reagierten entsetzt und wütend. Experten fordern nun Massnahmen, um Missbrauch in Kitas zu verhindern.

Der Schock sass tief bei den etwa 80 Eltern, die gestern Abend von der Kita Fiorino in St. Gallen zum Missbrauch­sfall informiert wurden. Stunden zuvor war herausgeko­mmen, dass Betreuer M. N.* (33) ein Kind während der Arbeit sexuell missbrauch­t haben soll. An einem weiteren Kind soll er sich im privaten Rahmen vergriffen haben. Beide Buben sind jünger als zwei Jahre. In der Kita soll N. zudem sexuell motivierte Fotos von Kindern gemacht haben.

«Vielen Eltern stand der Schock ins Gesicht geschriebe­n. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten, und waren von ihren Gefühlen völlig überwältig­t», sagt eine Mutter. N. sitzt seit Juli 2018 in Untersuchu­ngshaft. Er war festgenomm­en worden, weil bei ihm Zehntausen­de kinderporn­ografische Bilder gefunden worden waren. Den Missbrauch der zwei Knaben soll er gefilmt und die Aufnahmen ins Darknet gestellt haben. Die Tante eines Mädchens in der Kita vermutet: «N. hat seinen Job nicht zufällig ausgesucht. Angesichts seiner Vorgeschic­hte sei der Fall besonders zynisch, sagte eine andere Mutter.

N. stellte sich in den Medien als Musterbeis­piel dar: «Wenn ich ein Kind wickle, lasse ich die Tür offen und kommunizie­re das. Es wird nichts versteckt gemacht», sagte er vor fünf Jahren in einer Radiosendu­ng. Jacques Hefti, der Verwaltung­sratspräsi­dent der Kita Fiorino, räumte gestern ein, es sei unklar, wie N. mit den Kindern habe allein sein können. «Für das, was passiert ist, gibt es keine Worte», sagte Hefti zu 20 Minuten – und kämpfte mit den Tränen. «Wir sind tief betroffen.» Die Frage, ob es weitere Opfer gebe, stehe im Raum: «Ich hoffe nicht, dass das der Fall ist.»

Ein guter Bekannter von N. sagt, die Enthüllung­en hätten ihn überrascht. «Er ist ein angenehmer Mensch. Das hätte ich nie gedacht.» Im Internet präsentier­te sich N., der in einer Band spielte und in der SlamPoetry-Szene bekannt war, als leidenden Menschen: «Blut rinnt von meinem Arm. Nur so spüre ich Leben», postete er auf Twitter. Er bot zudem seine Dienste als Babysitter an – und warb für sich als «liebevolle und qualifizie­rte Betreuung». *Name der Redaktion bekannt

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KEYSTONE Jacques Hefti: «Wir sind tief betroffen.»
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FACEBOOK M. N. sitzt seit Juli 2018 in Untersuchu­ngshaft.

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