«Wir waren einfach durch»: Yokko löschen Vergangenheit
ZÜRICH. Im Dezember entfernte die Band all ihre Musik im Netz. Yokko- Sänger Adrian Erni erklärt, warum der radikale Schritt überlebenswichtig war.
Es lief gut für Yokko. Nach der ersten Single stand die Band direkt auf den grössten Bühnen der Schweiz. Gleich im Anschluss: Plattendeal, Album, Charts, ein Swiss Music Award, ein zweites Album, Charts, Europa-Konzerte und zuletzt die Headliner-Tour durch Japan. Ende 2018 löschte sie ihren gesamten Katalog von allen Plattformen. Seit dem 18. Januar spielt dort wieder Musik, ein einziger Song ist zum Streamen verfügbar, «Thief».
Adi, was ist passiert? Warum die Löschaktion?
Für uns ging es fünf Jahre lang quasi durchwegs durch die Decke. Wir hatten nie richtig Zeit, alles zu verarbeiten oder auch mal zu hinterfragen, was wir tun.
Kann man von einem Burnout sprechen?
Zum Beispiel?
Band-
Wir waren einfach durch. Alle arbeiteten Vollzeit, die Wochenenden waren mit der Band verplant. Es gab kaum mehr Zeit zum Proben, keine Kapazität für neue Songs.
Was hat am meisten Kraft gekostet?
Es war einfach zu viel. Du kriegst Angebote und musst Ja und Nein sagen. Manchmal hat unser Bauchgefühl versagt. Manchmal haben wir uns leiten lassen und Dinge gemacht, die wir heute nicht mehr tun würden. Songs spielen, mit denen wir uns nicht mehr identifizieren können.
War es darum nötig, die komplette musikalische Bandgeschichte zu löschen?
Wir schämen uns für nichts, hatten einfach Bock auf Neues. Der Entscheid war rein emotionaler Natur.
Was macht ihr jetzt anders als früher?
Wir haben alle unsere Jobs gekündigt oder zurückgestuft, ein eigenes Studio gebaut und fixe Musiktage eingeführt. Jetzt können wir gemütlich und konzentriert an unserer Musik arbeiten. Ohne Druck.
Wollt ihr Vorbilder sein?
Nein, aber es geht uns schon darum, Haltung zu zeigen. Heute können wir mehr sein, als wir waren, und vielleicht auch ein paar andere Menschen dazu ermuntern, mehr zu sein.