Kopftuch-Bann: Ziehen andere Kantone nach?
GENF. Genfer Beamte dürfen keine sichtbaren religiösen Symbole mehr tragen. Freidenker hoffen, dass andere Kantone nachziehen.
Die Genfer Stimmberechtigten haben gestern Ja gesagt zum umstrittenen Laizismus-Gesetz. In Zukunft sollen kantonale Angestellte bei der Arbeit keine Kreuze, Kopftücher oder Kippas mehr tragen dürfen. Dies hatte zuvor schon das Par- lament beschlossen, worauf vier verschiedene Gruppierungen das Referendum ergriffen.
Direkt betroffen ist die grüne Politikerin Sabine Tiguemounine, die im Parlament von Meyrin sitzt. Sie ist zurzeit die einzige gewählte Volksvertreterin in Genf, die einen Schleier trägt. Die Krankenschwester will rechtlich gegen das neue Gesetz vorgehen, da es gegen die Bundesverfassung und die Europäische Menschenrechtskonvention verstosse. Carole-Anne Kast, eine lokale Beamtin im Bezirk Onex, befürchtet, dass sie fünf Frauen entlassen muss, die einen Schleier tragen, wie sie gegenüber Swissinfo.ch sagte.
Andreas Kyriacou, Präsident der Schweizer Freidenker, dagegen hofft, dass das Genfer Gesetz Schule macht: «Menschen, die für den Staat arbeiten, sollten gegen aussen neutral auftreten.» Erwecke die Person hinter dem Schalter den Eindruck, dass ihre eigene Weltanschauung so wichtig sei, dass sie sie zur Schau stel- len müsse, könne dies Misstrauen wecken.
Kyriacou würde es begrüssen, wenn andere Kantone nachziehen würden. Es müsse aber jeder Kanton für sich selber entscheiden. Islamfeindlich sei das Gesetz keinesfalls, da alle Religionen gleich behandelt würden, findet Kyriacou: «Musliminnen werden nicht einfach entlassen. Sie können wählen, ob sie sich an die neue Kleidungsvorschrift halten oder ihren Tätigkeitsbereich wechseln wollen.»