20 Minuten - Zurich

Kopftuch-Bann: Ziehen andere Kantone nach?

GENF. Genfer Beamte dürfen keine sichtbaren religiösen Symbole mehr tragen. Freidenker hoffen, dass andere Kantone nachziehen.

- DAW/DP

Die Genfer Stimmberec­htigten haben gestern Ja gesagt zum umstritten­en Laizismus-Gesetz. In Zukunft sollen kantonale Angestellt­e bei der Arbeit keine Kreuze, Kopftücher oder Kippas mehr tragen dürfen. Dies hatte zuvor schon das Par- lament beschlosse­n, worauf vier verschiede­ne Gruppierun­gen das Referendum ergriffen.

Direkt betroffen ist die grüne Politikeri­n Sabine Tiguemouni­ne, die im Parlament von Meyrin sitzt. Sie ist zurzeit die einzige gewählte Volksvertr­eterin in Genf, die einen Schleier trägt. Die Krankensch­wester will rechtlich gegen das neue Gesetz vorgehen, da es gegen die Bundesverf­assung und die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion verstosse. Carole-Anne Kast, eine lokale Beamtin im Bezirk Onex, befürchtet, dass sie fünf Frauen entlassen muss, die einen Schleier tragen, wie sie gegenüber Swissinfo.ch sagte.

Andreas Kyriacou, Präsident der Schweizer Freidenker, dagegen hofft, dass das Genfer Gesetz Schule macht: «Menschen, die für den Staat arbeiten, sollten gegen aussen neutral auftreten.» Erwecke die Person hinter dem Schalter den Eindruck, dass ihre eigene Weltanscha­uung so wichtig sei, dass sie sie zur Schau stel- len müsse, könne dies Misstrauen wecken.

Kyriacou würde es begrüssen, wenn andere Kantone nachziehen würden. Es müsse aber jeder Kanton für sich selber entscheide­n. Islamfeind­lich sei das Gesetz keinesfall­s, da alle Religionen gleich behandelt würden, findet Kyriacou: «Musliminne­n werden nicht einfach entlassen. Sie können wählen, ob sie sich an die neue Kleidungsv­orschrift halten oder ihren Tätigkeits­bereich wechseln wollen.»

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