Ehemaliger Neonazi hilft, Hass-Tattoos zu überstechen
WASHINGTON. Ein Deutscher hilft austrittswilligen Mitgliedern rechtsextremer Gangs, Tattoos mit Nazi-Symbolen zu überdecken.
TM Garret (43) weiss, was es heisst, die eigene Vergangenheit unter der Haut zu tragen. Er selbst hatte jahrelang Tattoos, die ihn als Neonazi kennzeichneten. Nach seinem Ausstieg aus der Szene vor 17 Jahren wurden die Tätowierungen zum Problem. «Man ist gebrandmarkt, man trägt sein altes Ich die ganze Zeit mit sich herum», erzählt er.
Ein Tattoostudio zu finden, das sich bereit erklärte, seine Tätowierungen wie das Wort «Skinhead» vom Oberarm zu entfernen, war nicht einfach. «Ich fühlte mich unwohl, denn ich spürte die Vorurteile, mit denen mir die Menschen begegneten.» Schliesslich traf er Drew Darby vom Sickside Tattoo Studio im USStaat Mississippi. Zu diesem Zeitpunkt hatte Garret die NeonaziSymbole auf seinem Körper bereits überstechen oder weglasern lassen. Inzwischen aber war der gebürtige Deutsche in die USA gezogen – wo ein Spinnennetz Tattoo nur eines heisst: dass sein Träger mal im Gefängnis sass.
«Als ich Drew kennen lernte, merkte ich, dass er meinen Schmerz fühlen konnte. Für wenig Geld hat er ein neues Motiv über mein Spinnennetz gestochen», sagt Garret. Daraus entstand die Idee für sein Projekt, Aussteigern die Möglichkeit zu geben, ihre HassTattoos kostenlos verändern zu lassen. Viele austrittswillige KuKluxKlanMitglieder können es sich nicht leisten, alte Tattoos zu überstechen. Die Leute vom Sickside Tattoo Studio waren von Garrets Idee begeistert. Über 150 Menschen haben sie inzwischen schon von den HassMotiven befreit. Weitere Studios sollen dazukommen. «Das Ziel ist, ein flächendeckendes Netzwerk aufzubauen», so Garret.