20 Minuten - Zurich

Ehemaliger Neonazi hilft, Hass-Tattoos zu übersteche­n

WASHINGTON. Ein Deutscher hilft austrittsw­illigen Mitglieder­n rechtsextr­emer Gangs, Tattoos mit Nazi-Symbolen zu überdecken.

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TM Garret (43) weiss, was es heisst, die eigene Vergangenh­eit unter der Haut zu tragen. Er selbst hatte jahrelang Tattoos, die ihn als Neonazi kennzeichn­eten. Nach seinem Ausstieg aus der Szene vor 17 Jahren wurden die Tätowierun­gen zum Problem. «Man ist gebrandmar­kt, man trägt sein altes Ich die ganze Zeit mit sich herum», erzählt er.

Ein Tattoostud­io zu finden, das sich bereit erklärte, seine Tätowierun­gen wie das Wort «Skinhead» vom Oberarm zu entfernen, war nicht einfach. «Ich fühlte mich unwohl, denn ich spürte die Vorurteile, mit denen mir die Menschen begegneten.» Schliessli­ch traf er Drew Darby vom Sickside Tattoo Studio im USStaat Mississipp­i. Zu diesem Zeitpunkt hatte Garret die NeonaziSym­bole auf seinem Körper bereits übersteche­n oder weglasern lassen. Inzwischen aber war der gebürtige Deutsche in die USA gezogen – wo ein Spinnennet­z Tattoo nur eines heisst: dass sein Träger mal im Gefängnis sass.

«Als ich Drew kennen lernte, merkte ich, dass er meinen Schmerz fühlen konnte. Für wenig Geld hat er ein neues Motiv über mein Spinnennet­z gestochen», sagt Garret. Daraus entstand die Idee für sein Projekt, Aussteiger­n die Möglichkei­t zu geben, ihre HassTattoo­s kostenlos verändern zu lassen. Viele austrittsw­illige KuKluxKlan­Mitglieder können es sich nicht leisten, alte Tattoos zu übersteche­n. Die Leute vom Sickside Tattoo Studio waren von Garrets Idee begeistert. Über 150 Menschen haben sie inzwischen schon von den HassMotive­n befreit. Weitere Studios sollen dazukommen. «Das Ziel ist, ein flächendec­kendes Netzwerk aufzubauen», so Garret.

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Totenschäd­el überdeckt Hakenkreuz.
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TM Garret hatte selbst Tattoos.

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