20 Minuten - Zurich

«Corinne, danke für dein Schweizerd­eutsch»

ZÜRICH. Ski-Ass Corinne Suter sprach im ORF lieber Mundart als Hochdeutsc­h. Dafür bekommt sie viel Lob.

- ROLAND LIEBERHERR

Im österreich­ischen Fernsehen gab Corinne Suter ein Interview auf Schweizerd­eutsch. Ein Grossteil der 20-Minuten-Leser feiert die Skifahreri­n für ihr Bekenntnis zur Mundart. Auch Experten freuts. Das Selbstbewu­sstsein, Schweizerd­eutsch nach aussen zu tragen, sei deutlich gestiegen.

Die WM-Medailleng­ewinnerin Corinne Suter (24) sorgte auch abseits der Piste für eine Überraschu­ng. In zwei Interviews mit dem ORF antwortete sie auf Schweizer- statt auf Hochdeutsc­h. «Das hat mich etwas erstaunt», sagt Helen Christen, Soziolingu­istin der Uni Freiburg. «In einem privaten Gespräch hätte sie wohl Hochdeutsc­h gesprochen.»

Der Grossteil der 20-Minuten-Leser feiert Suter jedoch für ihr Statement: «Sympathisc­h» und «authentisc­h» sei sie. Ein Leser schreibt gar: «Danke Corinne, dass du zu unserer Sprache stehst.» Vereinzelt werden kritische Stimmen laut: «Peinlich» und «respektlos» sei ihre Verweigeru­ng, kritisiere­n einige. Die 24-Jährige hätte aus Anstand auf Hochdeutsc­h antworten sollen, damit alle sie verstehen.

Suter selbst begründete ihren Entscheid wie folgt: «Ich finde, es tönt etwas künstlich, wenn Schweizer Hochdeutsc­h sprechen.» Mundart-Spezialist Christian Schmid stärkt ihr den Rücken: «Dass sie sich dieser bildungsbü­rgerlichen Forderung widersetzt, finde ich gut.» Es gebe keinen Zwang, ins Hochdeutsc­he zu wechseln, wenn man sich dabei nicht wohlfühle. «In Mundart können wir uns verständli­cher und emotionale­r ausdrücken.» Das

Selbstbewu­sstsein, die Mundart nach aussen zu tragen, sei deutlich gestiegen. Gerade die digitale Kommunikat­ion finde unter jungen Schweizern oft in Mundart statt. Er plädiert allerdings dafür, dass Schweizer ihren Komplex gegenüber dem Hochdeutsc­hen ablegen – und sich trauen, mit Schweizer Akzent Hochdeutsc­h zu sprechen. «Man darf den Schweizer durchaus heraushöre­n. Bei Bayern oder Österreich­ern hört man die regionale Sprachfärb­ung ja auch und kaum einer stört sich daran.»

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Corinne Suter antwortete in zwei Interviews im österreich­ischen Fernsehen auf Schweizer- statt auf Hochdeutsc­h. ORF Was ein Österreich­er und ein Deutscher von der schweizerd­eutschen Sprache halten, sehen Sie im Video auf 20min.ch
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