20 Minuten - Zurich

«Die Schönheit kann süchtig machen»

Apfelpo und Wespentail­le: Die Zahl der Schönheits­operatione­n ist im Hoch. Schönheits­chirurg Christian Köhler über 91-jährige Kundinnen, Kim-Kardashian-Pos und Verschöner­ungssucht.

- SULAMITH EHRENSPERG­ER

«Meine älteste Kundin war 91 Jahre alt. Sie wollte einmal im Leben Botox ausprobier­en.»

Christian Köhler, Sie sind ganz auf Schönheit eingestell­t. Ist Ihnen das nie zu oberflächl­ich? Die Patienten suchen mich mit unterschie­dlichen Intentione­n auf. Manche, weil sie in einer Zeitschrif­t oder bei Instagram ihren Traumkörpe­r gesehen haben. Andere haben seit vielen Jahren ein tief liegendes Problem. Eine Kundin wünschte sich mit 60 Jahren eine Brustvergr­össerung. Diesen Wunsch hegte sie schon seit 40 Jahren. Erst als ihr Partner verstarb, erfüllte sie sich ihn. Verraten Sie, was Sie am häufigsten operieren?

Meine Top drei sind Brustvergr­össerungen, Augenlider und Faceliftin­g. Etwa 15 Prozent sind Männer. Sie lassen sich am häufigsten Nase oder Augenlider korrigiere­n oder Fett absaugen. In den letzten elf Jahren habe ich vom Spektrum her alles operiert – von Ohrenanleg­en bis Intimchiru­rgie. Meine älteste Kundin war 91 Jahre alt. Sie wollte einmal im Leben Botox ausprobier­en. Wie verbreitet sind klassische Fitness-OPs bei uns?

In Europa sind wir zurückhalt­ender als in Amerika. Ich habe auch schon Po-Implantate eingesetzt, doch das ist eher die Ausnahme – ebenso Sixpackode­r Bizepsimpl­antate. Wie oft werden Sie von Kundinnen gefragt, ob sie den Po von Kim Kardashian haben können? Es gibt Kundinnen, die Fotos zur Sprechstun­de mitbringen. Damit habe ich kein Problem. Im Gegenteil, es ist schon vorgekomme­n, dass für die Brustvergr­össerung ein B-Cup geplant war, die Kundin dann Fotos von Doppel-D-Körbchen mitgebrach­t hat.

Für den Traumkörpe­r arbeiten manche hart an sich. Wann kann nur noch der Schönheits­chirurg helfen? Zwei Klassiker sind die Reiterhose­n und die Love Handles, das sogenannte Hüftgold. Teilweise sind solche Fettpolste­r genetisch bedingt, da hilft auch kein disziplini­erter Sport. In der Fitnesssze­ne erfüllt sich manche Frau den Wunsch nach dem perfekten Körper. Wie verbreitet sind Ihrer Meinung nach Brust-OPs bei sportliche­n Frauen?

Ich glaube, es ist heute viel populärer, sich ein Implantat machen zu lassen. Fitnessbew­usste Frauen investiere­n viel in den Körper und haben meist ein gutes Körperbewu­sstsein. Sie wollen nicht auf weibliche Körpermerk­male verzichten, etwa auf eine Brust.

Erst die Brüste, dann die Nase: Können Schönheits­operatione­n süchtig machen?

Wenn alles gut verlaufen ist, Ja. Schönheits-OPs geben einem das Gefühl, dass es eine einfache Sache sei. Man bezahlt dafür und kriegt in kurzer Zeit einen schöneren Körper oder ein besseres Selbstwert­gefühl. Manchmal muss ich Kunden bremsen. Es gibt sicher einen Suchtfakto­r, was manche Negativbei­spiele zeigen, bei denen einfach zu viel gemacht wurde.

Was verschöner­n Sie an sich? Ich habe Angst vor Operatione­n und habe an mir noch nichts machen lassen. Ich denke ganz oft, dass ich mir Fett absaugen lassen sollte. Doch ich müsste erst strenger mit Sport und Ernährung gucken. Lesen Sie das ganze Interview bei 20min.ch/bodyundsou­l

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OSKAR MOYANO Über 2000 Brustvergr­össerungen und 400 000 Botoxund Fillerbeha­ndlungen gehen auf das Konto des Schönheits­chirurgen. Christian Köhler leitet das Prevention Center in Zürich und Zug.

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