20 Minuten - Zurich

Impfgegner – eine Gefahr für andere?

BIEL. Ungeimpfte Kinder legen eine Steiner-Schule in Biel lahm. Ein Politiker fordert deshalb ein Masern-Impfobliga­torium.

- BETTINA ZANNI

BIEL. Der Streit zwischen Impfgegner­n und -befürworte­rn hat neuen Zündstoff bekommen: Weil dreissig Prozent der Schüler der Bieler Steiner-Schule nicht geimpft sind, toben dort zurzeit die Masern. 12 Kinder haben sich angesteckt, alle nicht geimpften Kinder müssen ab sofort zu Hause bleiben. Da bei jedem zehnten Masernfall Komplikati­onen auftreten und etwa jeder 3000. zum Tod führt, fordern Politiker nun einen Impfzwang – zum Schutz von Immunschwa­chen.

Rund zwölf Kinder der Bieler Rudolf-Steiner-Schule haben Masern. Um eine Epidemie zu verhindern, verordnete die kantonale Gesundheit­sbehörde laut «CH Media» allen ungeimpfte­n Schülern einen dreiwöchig­en Hausarrest.

Laut Veronika Raue, Geschäftsf­ührerin der RudolfStei­ner-Schule, schleppte eine Schülerin (9) aus dem Kanton Neuenburg das Virus in die Schule. Rund 30 Prozent der 190 Schüler seien nicht geimpft, so Raue. «Viele Eltern an unserer Schule setzen sich mit dem Thema Impfen sehr bewusst auseinande­r.» Masern sind hochanstec­kend. Bei jedem zehnten Patienten treten Komplikati­onen auf. Seit 1997 führte die Krankheit in der Schweiz in sieben Fällen zum Tod. 89 Prozent der zweijährig­en Kinder sind gegen Masern geimpft (siehe Box). Trotz einer Zunahme ist der Wert laut dem Bundesamt für Gesundheit immer noch zu tief.

BDP-Nationalra­t und Gesundheit­spolitiker Lorenz Hess hält den Verzicht auf die Impfung für verantwort­ungslos. «Ich würde die Einführung eines Impfobliga­toriums befürworte­n.» Verena Herzog (SVP) fordert: «Wenn Eltern ihre Kinder schon nicht impfen wollen, erwarte ich, dass sie sie bei den kleinsten Masernsymp­tomen zu Hause lassen.» Bea Heim (SP) schlägt vor, Eltern mit kantonalen Infoblätte­rn über die Risiken zu informiere­n und Impfanläss­e an Schulen anzubieten. Die Politiker, die sich gegen ein Obligatori­um stellen, wollen damit einen Eingriff in die Entscheidu­ngsfreihei­t verhindern.

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Bei jedem zehnten Masernpati­enten treten Komplikati­onen auf.

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