Warum Lagerfeld so erfolgreich war
PARIS. Unter Karl Lagerfelds mehr als 30-jähriger Regentschaft ist Chanel zu einem Giganten gewachsen: Der Umsatz betrug 2017 9,6 Milliarden Schweizer Franken – 11 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Chanel war ein Selbstläufer, was aber nur am Rand mit den Entwürfen, die Karl Lagerfeld bis zuletzt höchstpersönlich skizzierte, zu tun hatte.
Das wirklich Geniale an Lagerfeld war sein Pochen aufs Drumherum: Er machte das Label attraktiver, zugänglicher und jünger. Der Modezar Karl kontrollierte alle Aspekte des Labels, das Design, die Werbung, selbst die Kampagnenfotos schoss er selbst. Lagerfeld organisierte die pompösesten Fashion-Shows und reizte die Selbstinszenierung seiner Person clever und bis aufs Äusserste aus – sein wiedererkennbares Profil, der graue Zopf, der Manschettenkragen zierten Colaflaschen und Lippenstifte. Auch liess er sich während Interviews immer wieder zu provokanten Zitaten hinreissen – wohl kein Zufall. Karl Lagerfeld hat begriffen, dass Kleider bloss Stoffteile sind, wenn sie nicht richtig in Szene gesetzt werden. Er hat seine Kreationen in eine funkelnde, glamouröse Welt gepackt, die er bis zum Schluss mitgestaltet hat.