Innert zwölf Tagen vom Homo zum Hetero
Nicole Kidman, Russell Crowe und Lucas Hedges im intimen Gefühlsdrama nach wahren Tatsachen.
«Fake it till you make it!» – das kriegen die Jungs im christlichen Umerziehungscamp zu hören. Zu Deutsch etwa: «Täusch es vor, bist du es bist!» Auch der 18jährige Jared Eamons («Manchester by the Sea»Star Lucas Hedges) muss auf Wunsch seiner streng religiösen Eltern (Russell Crowe/Nicole Kidman) versuchen, sich innert zwölf Tagen vom Homo zum Hetero zu wandeln. Der Anstaltsleiter Victor Sykes (Autor und Regisseur Joel Edgerton) hat zwar selbst keinerlei psychologische Ausbildung, nötigt seine Jungs und deren Eltern aber dazu, möglichst lange an seinem privatwirtschaftlich finanzierten Therapieprogramm teilzunehmen. Mangels Alternativen willigen die meisten Erziehungsberechtigten nur schon deshalb ein, weil sie mit der Homosexualität ihres Nachwuchses hoff nungslos überfordert sind.
Was sich anhört wie eine ScienceFictionFantasie, ist in 36 USBundesstaaten noch immer legal und oft genug bittere Realität. Auch Garrard Conley zählte zu den minderjährigen Homosexuellen, die unmenschliches Leid erfahren mussten. Seine Erinnerungen hat Conley in der New York Times und in Form des Bestsellers «Boy Erased» veröffentlicht. Dessen Verfilmung kommt erstaunlich nuanciert daher. Während andere Anstalts und Gefängnisfilme die Qualen dramatisch zuspitzen und einem zentralen Bösewicht zuschreiben, wirkt diese Schicksalsgeschichte in ihren leisesten Momenten am eindringlichsten. So erfährt man etwa ganz nebenbei, dass sich eine Figur das Leben genommen hat.
Ein dramaturgisches Highlight ist Jareds Konfrontation mit seinem Vater, der sich spätestens dort bewusst wird, wie viel Leid die religiös motivierte Verteufelung jeglicher Form von Homosexualität in eigentlich nächsten und selbstliebenden Menschen anrichten kann.