20 Minuten - Zurich

Youtube verliert wegen Pädo-Skandal Millionen

- EHS

Mit Nestlé, Dr. Oetker oder Disney haben gestern mehrere Multis ihre Werbung bei Youtube gestoppt. Sie reagieren auf ein Video, das enthüllt, wie sich Pädophile über vermeintli­ch harmlose Videos von Kindern beim Turnen oder Baden austausche­n und vernetzen. Experten rechnen damit, dass Youtube nun Millionen für eine bessere Kontrolle aufwenden muss.

Herr Steiger, ist Youtube für den Skandal verantwort­lich? Nein, ich sehe den Skandal bei den Nutzern, die sich an Videos aufgeilen. Die betreffend­en Videos sind in der Mehrzahl erst einmal nicht pornografi­sch, sondern werden durch pädophile Nutzer und ihre Kommentare sexualisie­rt.

Wie sieht es rechtlich aus?

In erster Linie sind Nutzer für ihre Inhalte selbst verantwort­lich. Sofern Straftatbe­stände erfüllt sind, gehe ich davon aus, dass die Behörden gegen einzelne Nutzer, nicht gegen Google ermitteln würden. Was kann Youtube tun? Youtube kann versuchen, Videos, die Kinder zeigen, zu löschen, zum Beispiel aufgrund von eigenen Filtern oder aufgrund von Nutzermeld­ungen. Allerdings ist zu beachten, dass solche Filter notorisch unzuverläs­sig sind.

Grosse Unternehme­n boykottier­en nun Youtube. Was bewirkt das?

Ich gehe davon aus, dass die Firmen in erster Linie auf die Skandalisi­erung durch die Medien reagieren. Youtube sollte nicht nur bei betroffene­n Videos auf Werbung verzichten, sondern überhaupt bei Videos mit Kinder-Bezug.

Martin Steiger ist IT-Rechtsanwa­lt in Zürich.

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