Youtube verliert wegen Pädo-Skandal Millionen
Mit Nestlé, Dr. Oetker oder Disney haben gestern mehrere Multis ihre Werbung bei Youtube gestoppt. Sie reagieren auf ein Video, das enthüllt, wie sich Pädophile über vermeintlich harmlose Videos von Kindern beim Turnen oder Baden austauschen und vernetzen. Experten rechnen damit, dass Youtube nun Millionen für eine bessere Kontrolle aufwenden muss.
Herr Steiger, ist Youtube für den Skandal verantwortlich? Nein, ich sehe den Skandal bei den Nutzern, die sich an Videos aufgeilen. Die betreffenden Videos sind in der Mehrzahl erst einmal nicht pornografisch, sondern werden durch pädophile Nutzer und ihre Kommentare sexualisiert.
Wie sieht es rechtlich aus?
In erster Linie sind Nutzer für ihre Inhalte selbst verantwortlich. Sofern Straftatbestände erfüllt sind, gehe ich davon aus, dass die Behörden gegen einzelne Nutzer, nicht gegen Google ermitteln würden. Was kann Youtube tun? Youtube kann versuchen, Videos, die Kinder zeigen, zu löschen, zum Beispiel aufgrund von eigenen Filtern oder aufgrund von Nutzermeldungen. Allerdings ist zu beachten, dass solche Filter notorisch unzuverlässig sind.
Grosse Unternehmen boykottieren nun Youtube. Was bewirkt das?
Ich gehe davon aus, dass die Firmen in erster Linie auf die Skandalisierung durch die Medien reagieren. Youtube sollte nicht nur bei betroffenen Videos auf Werbung verzichten, sondern überhaupt bei Videos mit Kinder-Bezug.
Martin Steiger ist IT-Rechtsanwalt in Zürich.