20 Minuten - Zurich

«Können niemanden zwingen, sein Handy zu entsperren»

ZÜRICH. Handy-Daten und Whatsapp-Chats spielen bei Gerichtsfä­llen immer öfter eine Rolle. Ein Staatsanwa­lt erklärt.

- THOMAS MATHIS

Herr Walder, wie wichtig sind Handys bei Ermittlung­en? Neben Chatverläu­fen finden wir zum Beispiel auch Kontakte, Google-Suchdaten, Statusmeld­ungen und Protokolle auf den Geräten. Das sind sehr wertvolle Informatio­nen für uns, vor allem für die Forschung nach dem Tatvorgehe­n und den Motiven. Was für Daten finden Sie?

Bei jungen Erwachsene­n finden wir auf vielen beschlagna­hmten Handys kinderporn­ografische Inhalte. Das ist ein Problem. Vielen jungen Erwachsene­n ist nicht bewusst, dass der Besitz von Nacktfotos von Personen unter 16 Jahren einen Straftatbe­stand erfüllt. Und Sexting?

Sexting – also Nachrichte­n mit pornografi­schen Wörtern – kann den Straftatbe­stand der Pornografi­e erfüllen.

Suchen Sie gezielt nach solchen Inhalten?

Die Polizei ist im Internet präsent, um nach Straftaten zu suchen. Dabei stellen wir fest, dass vor allem Jugendlich­e viel von sich preisgeben. Das ist erschrecke­nd, aber so überführen sich Straftäter manchmal auch selbst.

Wie gelangen Sie an die Daten? Wir dürfen den Datenverke­hr in den engen Grenzen des Gesetzes überwachen und beschlagna­hmte Handys auswerten. Dabei ist die Entsperrun­g der kritische Schritt.

Wie machen Sie das?

Die Polizei versucht, das Gerät in einem Moment sicherzust­ellen, in dem es vom Besitzer verwendet wird. Eine spätere Entsperrun­g ist schwierig. Beschuldig­te sind nicht verpflicht­et, sich selber zu belasten. Deshalb können wir niemanden zwingen, uns den Code bekannt zu geben.

Und dann kann man das Handy einfach nicht auswerten?

In bestimmten Fällen wird es als vertretbar erachtet, dass wir Fingerabdr­ücke nehmen und Fotos machen, um dieses Material für die Entsperrun­g zu verwenden.

Wie verwenden Sie die Daten im Ermittlung­sverfahren? Gerade bei Fällen von Aussage gegen Aussage können Chats eine sehr gute Beweislage liefern, im Zuge derer sich ein Beschuldig­ter öfter zu einem Geständnis entschlies­st. Stephan Walder leitet die Abteilung Cybercrime bei der Staatsanwa­ltschaft II des Kantons Zürich.

 ?? KEY ?? Staatsanwa­lt Stephan Walder.
KEY Staatsanwa­lt Stephan Walder.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland