«Irgendeine Hand hast du immer auf dem Arsch»
BERLIN. Frauen sind in der Spitzengastronomie untervertreten. Warum das so ist, wollte ein Dokfilm an der Berlinale herausfinden.
«Irgendeine Hand hast du immer auf dem Arsch», sagte die Berlinerin Rike Schindler in einem «Stern»-Interview über ihre Zeit als Köchin in den besten Lokalen der Stadt. Noch krasser wurde das Problem an der diesjährigen Berlinale geschildert. Der Eröffnungsfilm des Kulinarischen Kinos «The Heat: A Kitchen (R)evolution» stellte auch die Frage, warum es Frauen in der Spitzengastronomie noch immer so schwer haben. Vertieft wurde das Thema in einer Podiumsdiskussion, bei der die Regisseurin des Films Maya Gallus, die Londoner Sterneköchin Angela Hartnett (Restaurant Murano) und Maria Canabal, Gründerin des Parabere-Forums, des grössten Netzwerks für Frauen in der Food-Industrie, ihre Sicht der Dinge schilderten.
Besonders Canabal zeichnete ein düsteres Bild: «Jeder Ort, den Männer dominieren, ist ein gefährlicher Ort für Frauen.» Die Autorin lebt in Frankreich und kennt die Gastroszene bestens. «Missbrauch ist dort Alltag», sagt sie. Zur Wehr setzen sich die wenigsten Frauen. Warum? «Die Fine-Dining-Szene ist klein. Zeigt man seinen Chef an, ist man für den Rest des Lebens auf der Schwarzen Liste.»
Doch wie sieht es in der Schweiz aus? «Die hiesige Spitzengastronomie ist ein schönes, respektvolles Miteinander», sagt Tanja Grandits (48), die wohl erfolgreichste Sterneköchin der Schweiz. Sie habe nie negative Erfahrungen gemacht, sagt sie zu 20 Minuten. Das sei sicherlich mit ihrem starken Selbstbewusstsein zu erklären, aber auch mit der Tatsache, dass sie sich im Beruf keine Gedanken über ihr Geschlecht mache. Ihr Appell: «Egal, ob Frau oder Mann – mach einfach dein Ding!»