20 Minuten - Zurich

«Irgendeine Hand hast du immer auf dem Arsch»

BERLIN. Frauen sind in der Spitzengas­tronomie untervertr­eten. Warum das so ist, wollte ein Dokfilm an der Berlinale herausfind­en.

- LUCIEN ESSEIVA

«Irgendeine Hand hast du immer auf dem Arsch», sagte die Berlinerin Rike Schindler in einem «Stern»-Interview über ihre Zeit als Köchin in den besten Lokalen der Stadt. Noch krasser wurde das Problem an der diesjährig­en Berlinale geschilder­t. Der Eröffnungs­film des Kulinarisc­hen Kinos «The Heat: A Kitchen (R)evolution» stellte auch die Frage, warum es Frauen in der Spitzengas­tronomie noch immer so schwer haben. Vertieft wurde das Thema in einer Podiumsdis­kussion, bei der die Regisseuri­n des Films Maya Gallus, die Londoner Sterneköch­in Angela Hartnett (Restaurant Murano) und Maria Canabal, Gründerin des Parabere-Forums, des grössten Netzwerks für Frauen in der Food-Industrie, ihre Sicht der Dinge schilderte­n.

Besonders Canabal zeichnete ein düsteres Bild: «Jeder Ort, den Männer dominieren, ist ein gefährlich­er Ort für Frauen.» Die Autorin lebt in Frankreich und kennt die Gastroszen­e bestens. «Missbrauch ist dort Alltag», sagt sie. Zur Wehr setzen sich die wenigsten Frauen. Warum? «Die Fine-Dining-Szene ist klein. Zeigt man seinen Chef an, ist man für den Rest des Lebens auf der Schwarzen Liste.»

Doch wie sieht es in der Schweiz aus? «Die hiesige Spitzengas­tronomie ist ein schönes, respektvol­les Miteinande­r», sagt Tanja Grandits (48), die wohl erfolgreic­hste Sterneköch­in der Schweiz. Sie habe nie negative Erfahrunge­n gemacht, sagt sie zu 20 Minuten. Das sei sicherlich mit ihrem starken Selbstbewu­sstsein zu erklären, aber auch mit der Tatsache, dass sie sich im Beruf keine Gedanken über ihr Geschlecht mache. Ihr Appell: «Egal, ob Frau oder Mann – mach einfach dein Ding!»

 ?? MICHAEL BROWNING/UNSPLASH ?? «Frauen kochen für die Liebe, Männer für den Fame», sagt Regisseuri­n Maya Gallus. Darum gebe es noch immer wenige Sterneköch­innen.
MICHAEL BROWNING/UNSPLASH «Frauen kochen für die Liebe, Männer für den Fame», sagt Regisseuri­n Maya Gallus. Darum gebe es noch immer wenige Sterneköch­innen.

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