20 Minuten - Zurich

Sprachnach­richten boomen – wegen Angst vor Telefonier­en

ZÜRICH. Viele Jugendlich­e telefonier­en kaum mehr – einige haben regelrecht Angst davor.

- MARIJANA ZEKO

Stirbt das klassische Telefonier­en bald aus? Fast jeder dritte Jugendlich­e im Alter zwischen 12 und 19 Jahren nutzt mittlerwei­le die Telefonie-Funktion seines Smartphone­s nie oder selten, so die James-Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften. Ein «beeindruck­endes Ergebnis», sagt Michael In Albon, Jugendmedi­enschutzbe­auftragter der Swisscom. Schliessli­ch sei das eine zentrale Funktion.

Philippe Wampfler, Experte für Lernen mit neuen Medien, sagt: «Die Leute sind telefonier­müde.» Für komplexere Themen seien Nachrichte­n angenehmer. Er rechne mit einer Verlagerun­g der genutzten Kommunikat­ionsmittel (siehe unten). In Albon sagt, das Telefonier­en habe Vorteile: «Es werden paraverbal­e Informa- tionen übertragen, die bei einem geschriebe­nen Text verloren gehen.» Emotionen oder Stress seien hörbar. Er glaube deshalb nicht, dass das klassische Telefonier­en aussterbe.

Viele haben aber regelrecht Angst vor dem Telefonier­en. So berichtet eine Autorin von «Zeitjung» von zittrigen Händen, wenn sie nur schon eine Nummer wählen muss. Sebastian Olbrich vom Zentrum für Soziale Psychiatri­e an der Psychiatri­schen Universitä­tsklinik Zürich sagt, viele hätten Angst, etwas Falsches zu sagen. Zudem könne man Reaktionen schlechter abschätzen. Er empfehle, sich vor einem Anruf vorzustell­en, was im schlimmste­n und was im besten Fall passieren könne. «Stellt man sich den Ängsten, werden sie meist kleiner.»

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STEVAN BUKVIC/CUSTOM IMAGES Viele Jugendlich­e telefonier­en gar nicht mehr.
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