Sie zahlten 190 Franken, um die «neue Uriella» zu sehen
ST. GALLEN. Christina von Dreien (17) wird als Uriellas Nachfolgerin gehandelt. 20 Minuten besuchte ein Seminar.
Knapp 600 Leute bezahlten 190 Franken, um der blassen jungen Frau mit der brüchigen Stimme zuzuhören. «Wenn dir jemand in deinem Umfeld sagt, du seist nicht ganz dicht, dann lass ihn das sagen. Es ist nicht dein Problem. Normal zu sein, ist gar nicht das Ziel. Die Welt ist voller normaler Menschen und schau, wo es hingeführt hat», sagte Christina von Dreien gestern in der Tonhalle St.Gallen. Die Menge applaudierte und lachte.
Einige waren aber zuvor genervt gewesen – die Veranstaltung startete 90 Minuten zu spät: Der 17-jährigen Toggenburgerin ging es nicht gut. Weinend betrat sie um 11.30 Uhr die Bühne. Ein Helfer übernahm vorerst das Sprechen. Ein Zuhörer regte sich auf: «Seit über einem Jahr versuche ich ein Ticket für ein Seminar zu kaufen. Ich bin extra aus Deutschland angereist.» Christina versprach dem Publikum: «Wenn ihr euer Bewusstsein erweitert – so wie wir es hier lernen – werdet ihr später sowieso alle hellsehen können.» Das Publikum war bunt gemischt. «Die Essenz hinter Christinas Seminaren und Büchern ist simpel: Wir alle sollten friedlicher und vor allem bewusster leben», so ein Zuhörer. Wie viele war auch er aus Deutschland angereist. «Ich arbeite in der Privatwirtschaft. Da fragt dich niemand, wie es dir geht. Die Arbeit ist menschenfeindlich.» Es gehe nur um Profit.
Doch zurück zum Anfang und zur Frage, wieso es Christina so schlecht ging. Es sei das «Unlicht» gewesen, das sich breitgemacht habe, weil sie hier heute neue Schritte wage, erklärte von Dreien nach der Mittagspause. «Aber wenn ich etwas will, tue ich das auch», sagte sie, und die Menge klatschte. Dann zeigte sie Bilder vom Kindlifresser-Brunnen in Bern, sprach über den Vatikan und Sekten. «All diese negativen Dinge sehen wir Tag für Tag mit unseren Augen. Aber wir nehmen sie nicht richtig wahr.» Nur durch Selbstreflexion könne man auch die Welt verändern.