Diese Frau stemmt 100 Kilogramm
Erell Topic hat ihren Essstörungen den Rücken gekehrt. Körper- und Selbstwertgefühl hat sie mit Krafttraining wiedergewonnen. Die Erfolgsgeschichte der 31-Jährigen.
Da war die ständige Angst vor dem Zunehmen. Erell Topic ass immer weniger, trotz hartem Training. Vier- bis fünfmal die Woche powerte sie sich beim Crossfit aus – ganz nach den Vorgaben eines OnlineProgramms aus Amerika.
Heute ist alles anders: Die 31-Jährige setzt auf Kraftsport. Squats mit der Langhantel schafft die zierliche junge Frau mit einem Gewicht von 100 Kilo. Innerhalb von drei Jahren hat sie sieben Kilo Muskelmasse zugelegt, dabei ihr Körperund Selbstbewusstsein zurückgewonnen. Ebenso die Lust am Essen: «Die ersten Monate musste ich mich zwingen, zu essen. Es fiel mir schwer, dass Grösse 34 nicht mehr passte.» Sie hielt durch, auch weil sie sich sagte: «Was auch kommt, alles ist besser als jetzt.»
Manchmal fragt sich Topic, ob sie von einem Extrem ins andere gefallen ist. «Ja, ich tue alles im Leben voll und ganz. Zu Beginn habe ich genau nach Plänen trainiert und gegessen. Erst mit der Zeit habe ich gemerkt, was mir wirklich guttut.» Erell ist Vegetarierin, isst viel Gemüse, Tofu, Soja und Milchprodukte. Sie kocht wieder gern. Für ihre Transformation habe sie ein grosses Päckli Geduld mit sich selbst schnüren müssen. «Ich spüre mich wieder, zuvor fühlte ich mich oft nur halb lebendig.»
Erell trainiert dreimal die Woche im Fitnessclub der bekannten Personal Trainerin Cindy Landolt. Das erste Treffen hatte ihre Schwester aus Sorge arrangiert. «Im ersten Moment hatte ich viel Respekt vor den Kraftmaschinen. Ich hatte danach den Muskelkater meines Lebens.» Die Reaktionen auf ihre Transformation liessen nicht lange auf sich warten. «Die Leute fragten mich, weshalb ich das tue, Muskeln seien doch nicht weiblich.» Erell lässt sich nicht beirren und beschliesst, dass sie nur sich selbst gefallen muss. «Frau braucht vor Muskeln keine Angst zu haben, die kommen nicht leicht und sind schnell wieder weg!»
Erell will keinen Bikiniwettbewerb gewinnen und auch keine Zentner stemmen. «Zu grosse Ziele setzen unter Druck, ich bevorzuge kleine.» Jedes davon ist ein weiterer Schritt zum neuen Ich-Gefühl.
«Es fiel mir schwer, dass Grösse 34 bald nicht mehr passte.»