GLP und Grüne im Aufwind – ist der Sitz von Amherd in Gefahr?
BERN. Laut der TamediaUmfrage sind die Grünen der CVP auf den Fersen. Sie hoffen auf eine «Klimawahl» im Herbst.
Die Umweltparteien sind acht Monate vor den Nationalratswahlen in Form: In der jüngsten Tamedia-Umfrage kommen die Grünen auf einen Wähleranteil von 9,6 Prozent. Das sind 2,5 Prozentpunkte mehr als bei den Wahlen 2015. Die Partei könnte damit fast zur CVP aufschliessen, die 9,9 Prozent erreicht. Auch die GLP scheint von der aktuellen Klimadebatte zu profitieren, während die Verschiebungen bei den restlichen Parteien klein sind (siehe Grafik).
Grünen-Präsidentin Regula Rytz sagt, ihre Partei habe in mehreren Kantonen stark zulegen können, noch bevor die Klimadebatte die Medien beherrscht habe. Sie glaubt, dass die Bevölkerung ökologische und progressive Kräfte stärken und «den Rechtsrutsch von 2015 korrigieren» werde. Sollten die Grünen zur CVP aufschliessen, könnten sie gar Ansprüche auf deren Bundesratssitz anmelden. Rytz sagt zwar, es sei zu früh für Planspiele, aber: «Wir sind immer bereit, Verantwortung zu übernehmen.» Lege man bei den Wahlen zu, werde man «alle Optionen für eine Bundesratskandidatur prüfen».
CVP-Sprecherin Vera Tschan reagiert gelassen: «Letztlich zählt nur das Wahlresultat am 20. Oktober.» Die Bundesversammlung wähle den Bundesrat. «Die CVP ist die stärkste Kraft im Ständerat und wird auch nach den Wahlen die viertstärkste Kraft in der Bundesversammlung bleiben.»
Auch Politologe Mark Balsiger sieht den Sitz von Bundesrätin Viola Amherd nicht in Gefahr. Es habe historisch betrachtet immer länger gedauert, bis sich Verschiebungen der Parteistärken in einer Änderung der Zauberformel niedergeschlagen hätten.