Marvels Superheldin will ihre Heimat retten
Brie Larson in der Rolle eines Energiebündels, das sich in einer Alien- und Männerwelt zu behaupten weiss.
Willkommen zurück in den 1990er-Jahren, als Nick Fury (Samuel L. Jackson) noch keinen Schimmer von den «Avengers» hatte, Netflix noch Blockbuster Video hiess und das Hochladen einer CD-ROM eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Auf diesem Planeten C-54 – auch bekannt als Mutter Erde – suchen zwei Alienrassen nach einer bedeutenden Energiequelle. Zwischen die Fronten gerät die US-Kampfpilotin Carol Danvers (Brie Larson), die dank einstigem Superpower-Kontakt mal zur Superheldin wurde, aber heute nichts mehr davon weiss – auch nicht, dass sie ursprünglich von der Erde stammt.
Während bei DC Comics die Amazonenprinzessin Diana zu Wonder Woman wird, ist Captain Marvel eine draufgängerische «Top Gun»-Pilotin, die sich nicht so schnell einschüchtern lässt. Und genau hierin liegt auch ihre grösste dramaturgische Schwäche. So gerät Captain Marvel während zweier Stunden nie wirklich in eine bedrohliche Situation, in der man um die Superheldin fürchten muss: Yon-Rogg (Jude Law) hin, Talos (Ben Mendelsohn) und Supreme Intelligence (Annette Bening) her. Sowieso interessiert die meisten Marvel-Fans nurmehr, wie es mit den Avengers seit deren Auflösung im «Infinity War»-Finale weitergeht. So gesehen lohnt es sich ganz besonders, beim «Captain Marvel»-Abspann bis zuletzt sitzen zu bleiben – und der stärksten Nebenfigur zu frönen.
Das 21. Marvel-Opus ist Stan Lee gewidmet, im Mittelteil überraschend still inszeniert und erfüllt das FrauenpowerZiel. Aber letztlich hat man das Gefühl, alles in früheren Action-Comics schon besser gesehen zu haben – NinetiesNostalgie macht schliesslich noch keinen ganzen Kinofilm. Unterhaltsam ist er aber alleweil.