«Kinder in die Welt zu setzen, ist ein Menschenrecht»
Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann findet den Ansatz, als umweltpolitische Massnahme auf Kinder zu verzichten, abwegig: «Das Umweltproblem zu einem Bevölkerungsproblem umzudefinieren, ist die Lieblingsvorstellung der Konservativen.» Das sei nichts weiter als Ablenkung von den tatsächlichen Herausforderungen, nämlich den Wachstumszwang zu reduzieren, den uns der globale Wettbe werb aufzwinge. «Kinder in die Welt zu setzen, ist ein Menschenrecht. Nun soll es zur moralischen Menschenpflicht werden, dies zu unterlassen.» Er hält es nicht für plausibel, dass sich die Idee von Brunschweiger ausbreitet. Denn die Vorstellung, den eigenen, gewünschten Nachwuchs zum Umweltproblem zu erklären, widerspreche grundlegenden menschlichen Vorstellungen. Gefährlich werde es allerdings, wenn aus der moralischen Pflicht eine Rechtspflicht würde. Zwar schlage Verena Brunschweiger dies nicht direkt vor, die von ihr genannte Entlöhnung für Kinderlosigkeit bis zum 50. Lebensjahr ziele aber in diese Richtung. «Die Frage ist, woher die finanziellen Mittel für so etwas stammen sollten, da dadurch gleichzeitig doch das Wachstum gemindert würde», so Thielemann.