20 Minuten - Zurich

Mutter schafft Wunder: Entführte Kinder zurück

INTERLAKEN. Nach mehr als vier Jahren sind die entführten Nuran (7) und Sarah (9) wieder bei ihrer Mutter. Ein Ausnahmefa­ll.

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Karin Amin-Trachsel kann Nuran (7) und Sarah (9) wieder in die Arme schliessen. Über vier Jahre kämpfte sie für die Rückkehr ihrer Töchter, nachdem der Vater diese nach Ägypten mitgenomme­n hatte – aus arabischen oder asiatische­n Ländern gelingt dies sonst fast nie. Zurzeit gibt es über 100 Fälle von Kindern, die aus der Schweiz entführt worden sind.

Der Kindesentf­ührungsfal­l von Karin Amin-Trachsel (35) be- wegte: 2015 reisten ihre Kinder mit dem Vater nach Ägypten in die Ferien – und kehrten nicht zurück. Nun sind ihre beiden Töchter Nuran (7) und Sarah (9) wieder wohlbehalt­en in die Schweiz zurückgeke­hrt, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Damit endet eine Odyssee: 2016 war die Mutter nach Ägypten gereist und hatte sich unter grössten Mühen das Sorgerecht für ihre Töchter erkämpft. Hunderttau­sende Franken wendete sie dafür auf, Morddrohun­gen

gegen sie waren die Folge. Mit den Kindern ausreisen durfte die Mutter nach ägyptische­m Recht aber nicht. Die Umstände, die nun zu Nurans und Sarahs Rückkehr geführt haben, sind ebenso unbekannt wie der gesundheit­liche Zustand der Mädchen.

2018 wurden schweizwei­t mehr als 170 Kindesentf­ührungen gemeldet: über 100 Fälle beim Internatio­nalen Sozialdien­st Schweiz (SSI), 68 beim Bundesamt für Justiz. Dort sind nur jene Fälle gelistet, die Länder betreffen, die ein spezielles Übereinkom­men unterzeich­net haben (siehe rechts unten). Entführt ein Elternteil das Kind in ein anderes Land, sind die Aussichten für eine Rückführun­g düster: «Bei Ägypten sowie anderen arabischen und asiatische­n Ländern gilt die Regel, dass die Kinder gar nicht mehr zurückkomm­en», sagt Stephan Auerbach vom SSI. Für ihn ist der Fall von Karin AminTrachs­el eine absolute Ausnah me: «Ich bin seit 15 Jahren beim SSI. Dass sich eine Mutter in einem arabischen Land das Sorgerecht erkämpft, habe ich noch nie erlebt.» Meist stecke keine Böswilligk­eit hinter einer Entführung, sondern die Absicht, das Beste für das Kind zu tun. Für den zurückblei­benden Elternteil sei die Situation brutal, so Auerbach: «Einige haben gar Suizidgeda­nken.»

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Karin Amin-Trachsel kämpfte in Ägypten um das Sorgerecht. Nach
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Nuran und Sarah wurden von ihrem Vater in Ägypten festgehalt­en.

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