20 Minuten - Zurich

«Geistig umnachtet» – Debatte um EU-Rahmenvert­rag verschärft sich

BERN. Wer den Rahmenvert­rag ablehne, sei «nicht bei Trost», so ein FDP-Mann. Die Skeptiker schlagen zurück.

- DAW

Gestern Mittag trafen Ignazio Cassis, Guy Parmelin und Ueli Maurer die Spitzen der Parteien zu Gesprächen. Die Mission der Bundesräte: Sie sollen das institutio­nelle Abkommen mit der EU retten, das in seiner jetzigen Form von den Bundesrats­parteien nur die FDP paraphiere­n will. Teilnehmer des Treffens berichten, dass das Misstrauen gross sei. Die SP etwa hat 68 offene Fragen aufgeliste­t.

Derweil wird der Streit um den Rahmenvert­rag immer giftiger geführt. FDPNationa­lrat HansPeter Portmann goss kürzlich an einer Veranstalt­ung Öl ins Feuer: Wer dem Entwurf nicht zustimme, sei «nicht ganz bei Trost» und «geistig umnachtet», sagte er laut dem «SonntagsBl­ick». Für CVPPräside­nt Gerhard Pfister, der Nachverhan­dlungen mit der EU fordert, ist Portmanns Aussage ein Affront. «Das ist respektlos. Sie zeugt von einem mangelnden Demokratie­verständni­s», sagt er zu 20 Minuten. SVPFraktio­nschef Thomas Aeschi sagt dazu: «Bei der FDP liegen die Nerven blank. Mit billigen Diffamieru­ngen werden Andersdenk­ende zu geistig Kranken erklärt.» Roger Nordmann (SP) meint nur, auch in der FDP teilten längst nicht alle Portmanns Meinung.

Dieser verteidigt sich: «Ich habe in meiner Rede eine nüchterne Abwägung der Vorund Nachteile vorgenomme­n.» Sein Fazit: Einen so vorteilhaf­ten Zugang zum EUMarkt bekomme die Schweiz nicht mehr. «Darf man also nicht sagen, dass eine Ablehnung dumm wäre?», fragt Portmann. Er habe aufrütteln wollen. Mangelndes Demokratie­verständni­s könne man ihm nicht vorwerfen: «Wer jetzt schon eine Paraphieru­ng blockiert, verhindert eine Volksabsti­mmung.»

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