«Ich lag am Boden, mein Mann auf mir»
HERISAU. Nach dem Einstieg stürzte eine Frau im Bus gegen eine Scheibe. Der Chauffeur fuhr einfach weiter. Postauto spricht von einem Missverständnis.
Lydia Graf (60) hat an ihrem Körper unliebsame Erinnerungen an eine Postautofahrt: etliche blaue Flecken. Sie fuhr am letzten Freitag von Schönengrund AR nach Herisau, um einzukaufen. Auf der Heimfahrt passierte es: «Der Chauffeur konnte nicht warten, bis ich die Stempelkarte entwertet hatte, und fuhr einfach los.» Im Postauto habe es einen derartigen Ruck gegeben, dass sie gegen eine Scheibe gestürzt sei.
Als ein Passagier den Chauffeur über den Unfall informiert habe, habe dieser keine Anstalten gemacht, zu helfen. «Ich lag am Boden, und mein Mann, der auch gestürzt war, lag auf mir.» Erst als sie in Schönengrund ausgestiegen sei, habe der Chauffeur nach ihren Personalien gefragt. «Er sagte, er brauche diese, schliesslich sei das Ersetzen der Scheibe nicht gratis.» Ihr Arzt habe bei ihr dann heftige Prellungen festgestellt.
Bei Postauto Betrieb Ost ist von einem Missverständnis die Rede: «Die Situation wurde komplett unterschiedlich wahrgenommen. Die Kundin spricht von einem ruckartigen Anfahren und der Verletzung von zwei Personen», so die Sprecherin. Der Chauffeur sei jedoch davon ausgegangen, dass die Scheibe wegen eines ungesicherten Poschtiwägeli zu Bruch gegangen sei. «Wir bedauern sehr, dass eine Kundin verletzt wurde.» Wie Lydia Graf gestern erklärte, wird eine Delegation von Postauto morgen zu ihr nach Hause gehen, um sich zu entschuldigen.