Kreis-4-Lädeli wusch Geld für Drogenkartelle und Mafia
ZÜRICH. Ein Ehepaar soll Schwarzgeld in Millionenhöhe gewaschen haben. Wegen eines Kokainfundes ist es aufgeflogen.
In einem kleinen Geschäft für Geldtransfers in der Nähe vom Helvetiaplatz ging es bis im Mai 2017 zu wie in einem Hollywood-Krimi: Es verkehrten nicht nur Kunden dort, die Geld aus der Schweiz an Bekannte im Ausland transferieren wollten, sondern auch dubiose Kuriere aus Deutschland. Diese kamen mit Koffern voller Bargeld, um es dort zu waschen. Unter anderem gehörten brasilianische Drogenkartelle und die kalabrische Mafia ’Ndrangheta zu den Kunden.
Hinter dem Laden steckt ein Ehepaar – beide besitzen eine schweizerisch-brasilianische Doppelbürgerschaft. Auf dem Höhepunkt ihrer Tätigkeit überwies die Firma jährlich 100 Millionen Franken an Kunden in Südamerika, wie Recherchen der «Neuen Zürcher Zeitung» zeigen. Die Mehrheit der Transaktionen war legal und half, die Geldwäsche zu tarnen. Eine Provision zwischen 2 und 3 Prozent ging ans Ehepaar. Damit leisteten sie sich ein Jetset-Leben mit Villen in den USA sowie in einem vornehmen Stadtteil von Rio de Janeiro und zwei Liegenschaften in der Schweiz. Aufgeflogen ist das Paar, nachdem Ermittler im Hamburger Hafen 1,3 Tonnen Kokain hatten sicherstellen können. Bei den anschliessenden Ermittlungen wurde beim Geldfluss festgestellt, dass Kuriere verdächtig häufig nach Zürich reisten.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft erhebt in diesen Tagen Anklage. Dem Mann konnte ein Deliktsbetrag von über 20 Millionen Franken nachgewiesen werden, seiner Frau ein Betrag von 10 Millionen Franken. Das Ehepaar ist geständig. Für den Mann verlangt die Staatsanwaltschaft eine unbedingte Freiheitsstrafe von vier Jahren sowie eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 100 Franken. Die Frau muss mit einer teilbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren und einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu 100 Franken rechnen.