20 Minuten - Zurich

Wenn das Island-Abenteuer böse endet

REYKJAVIK. Die spektakulä­re Natur lockt immer mehr Touristen nach Island. Geraten sie in Gefahr, sind sie auf die Hilfe dieser freiwillig­en Retter angewiesen.

- LAURA HÜTTENMOSE­R

Satz «Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte einen Augenblick» ist typisch für Island. So fasziniere­nd die Natur auf der zweitgröss­ten Insel Europas ist, so unberechen­bar ist sie auch. Wo am Morgen noch die Sonne scheint, kann am Nachmittag ein heftiger Sturm aufziehen – eine Begebenhei­t, die viele Leute unterschät­zen, wenn sie zu einem Abenteuer aufbrechen.

Geht jemand im Nebel oder Schneestur­m verloren, kann das schnell böse enden: Menschen werden von Lawinen überrascht, betreten aus Versehen die Hauptstras­se oder fallen in Gletschers­palten. Das passiere sowohl Einheimisc­hen als auch Touristen, aber ganz genau will es Helena nicht sagen: «Wir fragen nicht nach der Nationalit­ät, wenn wir jemanden retten.»

Helena arbeitet für die Icelandic Associatio­n for Search & Rescue (ICE-SAR). Die isländisch­e Such- und Rettungsor­ganisation ist zuständig für Luft-, Land- und Wasserrett­ung. Das Aussergewö­hnliche an ihr ist, dass sie nur aus Freiwillig­en besteht. Island verfügt zwar über Küstenwach­e und Polizei, jedoch über keine Armee. Es sind Bäcker, Studenten, Verkäufer – bis zu einem Notruf: Dann lassen sie alles stehen und liegen und eilen zu Hilfe. 4000 Menschen engagieren sich ehrenamtli­ch und sind in 93 Rescue-Teams über das ganze Land verteilt, ein grosser Teil im Raum Reykjavik, wo zwei Drittel der Isländer wohnen. Um Mitglied bei der ICE-SAR zu werden, ist ein 18-monatiges Training nötig und man muss Isländisch beherrsche­n.

Dass Menschen vermisst werden oder sich nicht mehr aus eigener Kraft retten können, passiert häufiger, als man denkt. 2017 erhielt die ICE-SAR über 1000 Notrufe, etwa 150 davon betrafen eine lebensgefä­hrliche Situation. Island ist in den vergangene­n Jahren zu einer Trenddesti­nation geworden, seit 2010 hat sich die Zahl der Touristen verfünffac­ht. Die meisten besuchen die sogenannte Insel aus Feuer und Eis wegen der spektakulä­ren NaDer

tur, der Vulkane, Gletscher, Eisberge und Wasserfäll­e. Die Arbeit der Freiwillig­en von ICE-SAR ist deshalb nötiger denn je.

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UNSPLASH.COM Die «Insel aus Feuer und Eis» ist seit Jahren eine Trenddesti­nation bei Naturliebh­abern: Wanderer in Landmannal­augar im isländisch­en Hochland.
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LUMINOX Wasserrett­ung vor Reykjavik: Ein Rescue-Team der ICE-SAR übt für den Ernstfall.
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