Der rätselhafte Tod einer jungen US-Bahnfahrerin
STANFORD. Kelly Catlin nahm sich das Leben. War eine Gehirnerschütterung der Auslöser dafür?
Kelly Catlin war eine erfolgreiche Bahnfahrerin. Sie gewann zwischen 2016 und 2018 drei WM-Titel in der Mannschaftsverfolgung und 2016 OlympiaSilber mit dem Team. Neben dem Sport studierte sie und engagierte sich in einem Heim für bedürftige Menschen. Letzten Freitag fand man die 23-jährige US-Amerikanerin tot in ihrem Zimmer in der kalifornischen Elite-Universität Stanford. Catlins Drillingsschwester Christine sagte in der «Washington Post», dass Kelly im Dezember eine Gehirnerschütterung erlitten habe. «Seitdem war sie nicht mehr die gleiche Person.» Gemäss Vater Mark hat seine Tochter im Januar versucht, sich das Leben zu nehmen. Im letzten Moment konnte die Familie dies verhindern.
Chris Nowinski, ehemaliger Wrestler und Geschäftsführer der Concussion Legacy Foundation, einer Organisation, die sich mit Fällen von Gehirnerschütterungen und Hirn- krankheiten beschäftigt, wies bei Catlins Tod auf den Zusammenhang zwischen Gehirnerschütterungen und Suizidversuchen hin. Der 40-Jährige versucht, in den USA Aufklärung zu betreiben.
Catlins Schicksal ist nicht einzigartig im US-Sport. Im American Football nahmen sich mehrere Profis nach Hirnerschütterungen das Leben. Beispielsweise Aaron Hernandez im April 2017. Forscher untersuchten danach das Hirn des 27-jährigen und kamen zum Schluss, dass bei einem jungen Menschen noch nie die Hirnerkrankung CTE (Chronic Traumatic Encephalopathy) in einem solch weit fortgeschrittenen Stadium festgestellt worden war.