Räikkönen und die Aufbruchstimmung
MELBOURNE. Der Finne startet am Sonntag für Alfa Romeo in die Saison. Hat er beim Schweizer Team Ruhe gesucht, ist er am falschen Ort.
Vielleicht dachte Kimi Räikkönen, er würde endlich finden, was er so lange gesucht hat: Ruhe. Rennfahrer wollte er schon immer sein, nur Rennfahrer. Der Rummel um ihn ist für Räikkönen eine lästige Begleiterscheinung seines Berufs – Formel-1-Pilot ist der 39-jährige Finne. Noch immer. In dieser Saison, die am Sonntag in Melbourne beginnt, bei Alfa Romeo, wie das Team Sauber nun heisst. Er trat ab von der ganz grossen Bühne, ging weg von Ferrari – nicht freiwillig. Räikkönen wurde durch den 18 Jahre jüngeren Monegassen Charles Leclerc ersetzt und tauschte mit ihm den Platz.
Er ist also zurück in Hinwil, wo er seine Karriere in der Königsklasse 2001 begann. Seither hat sich viel getan beim Rennstall, der zwischenzeitlich vor dem Aus stand, weil das Geld fehlte. Seit der Übernahme durch die Investmentgesellschaft Longbow Finance im Sommer 2016 herrscht Aufbruchstimmung. Teamchef Frédéric Vasseur hat die Belegschaft von 400 auf 450 vergrössert, 30 bis 40 Positionen will er noch besetzen. Das Auto ist wieder konkurrenzfähig. Je länger die vergangene Saison dauerte, desto stärker wurde es. Das ist auch der Plan für 2019: eine stete, wohlüberlegte Steigerung. Hat Räikkönen Ruhe gesucht, ist er am falschen Ort.
Das Interesse an ihm ist gross. Das mag am Aufstieg des Teams liegen, vor allem aber liegts an ihm. Der Stoiker ist der beliebteste Fahrer bei den Fans. Und neuerdings auch Lehrer. Als solchen bezeichnete ihn zumindest Teamkollege Antonio Giovinazzi. «Ich will von Kimi lernen», sagt der 25-jährige Italiener. Ruhig wird es also auch innerhalb des Teams nicht.