«Der Antisemitismus kehrt zurück, das ist schockierend»
BERN. Antisemitismus in sozialen Medien nimmt zu, in Chats werden Judenwitze verbreitet. Politiker fordern die Schulen zum Handeln auf.
Am Montag wurde publik, dass an der Sekundarschule in Elgg ZH Schüler Judenwitze in eine Chatgruppe schicken. Nun zeigt sich: Auch in Klimabewegung-Chats tauchen antisemitische Nachrichten auf. «Die Chats sind öffentlich. Leider gibt es Leute, die dann solche Nachrichten schicken», sagt ein ChatAdministrator. Der soeben erschienene Antisemitismusbericht des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) zeigt: Antisemitische Äusserungen sind kein Randphänomen mehr, besonders in den Kommentarspalten von Online-Medien und auf Social Media wüten Antisemiten. Laut dem SIG wurden dort 2018 535 Vorfälle und 114 grenzwertige Aussagen gezählt. Die Dunkelziffer ist hoch, längst nicht alle Fälle werden gemeldet. Jonathan Kreutner, Generalsekretär des SIG, erklärt: «Wir haben es mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun. Alle sind gefragt, Hassreden und verletzende Sprüche zu verurteilen, denn Worten können jederzeit Taten folgen.»
Auch Politiker sind in Sorge. SP-Nationalrat Cédric Wermuth: «Es findet eine Rückkehr zum Antisemitismus statt. Das ist beängstigend und schockierend.» Die Schulen müssten mehr betreffend Antisemitismus sensibilisieren. SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler pflichtet bei: «Die Lehrer sollten das Problem mit Schülern, die sich antisemitisch verhalten, ausdiskutieren.» CVP-Präsident Gerhard Pfister hingegen sieht die Eltern in der Pflicht. «Die antisemitischen Tendenzen liegen auch an mangelnder Erziehung und mangelndem Geschichtsbewusstsein.»