Strassen sicherer?
BERN. Elektroautos müssen lauter werden – aus Sicherheitsgründen. Verkehrspolitiker finden das paradox und intervenieren.
Für Fussgänger können leise E-Autos gefährlich sein: Weil man sie kaum hört, ist das Unfallrisiko hoch. Darum müssen neue E-Auto-Modelle ab Juli in ganz Europa Fahrgeräusche simulieren (siehe Box). Auch für die Schweiz gilt die Warngeräuscheregelung, die beim Rückwärtsfahren und bis 20 km/h vorwärts ertönt. CVPStänderat Konrad Graber findet sie absurd. In Wohnquartieren werde in den Lärmschutz investiert, Tausende litten unter Strassenlärm. «Es grenzt an Perversion, just dort den Leuten noch künstlichen Autolärm zuzumuten.» Der Verkehrspolitiker will nun vom Bund wissen, ob diese «Lärmpflicht» nicht paradox sei. Er zweifelt am höheren Unfallrisiko durch E-Autos.
Laut der US-Verkehrsbehörde sind E-Autos zu 37 Prozent häufiger in Fussgängerunfälle verwickelt als herkömmliche. In der Schweiz fehlen solche Zahlen. Unfälle mit geräuscharmen Autos steigen zwar parallel zu deren Verkäufen. «Dass von ihnen ein höheres Risiko ausgeht, ist aber nicht bewiesen», sagt BfU-Sprecher Marc Kipfer. Für den Schweizer Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) geht die Reweit. gelung noch zu wenig Auch stehende E-Autos sollten Fahrgeräusche von sich geben. «Sie sind ein Sicherheitsrisiko für Sehbehinderte sowie für Kinder und ältere Menschen», sagte Joël Favre vom SBV zur «NZZ am Sonntag». Das Astra winkt ab: «Solche technischen Ausrüstungen an Fahrzeugen werden aufgrund von bilateralen Abkommen mit der EU übernommen», so ein Sprecher.
«Es grenzt an Perversion, den Leuten in schon lärmgeplagten Wohnquartieren noch künstlichen Autolärm zuzumuten.»
CVPStänderat Konrad Graber