Viking-Sky-Passagier spricht von «Titanic»
OSLO. Ein Kreuzfahrtschiff mit 1373 Menschen an Bord gerät vor Norwegen in Seenot. An Bord spielten sich dramatische Szenen ab, es gab Schwerverletzte.
Eine Kreuzfahrt wurde zur stundenlangen Nervenprobe: Mit 1373 Menschen an Bord geriet die Viking Sky am Samstag mit einem Motorschaden vor der Westküste Norwegens in Seenot. Die Hustadvika, ein 10 Seemeilen langer Küstenabschnitt, gilt als gefährlich, weil es dort viele kleine Inseln und Riffe gibt. Bei starkem Wind und Wellengang trieb das Schiff auf die Küste zu.
Passagiere veröffentlichten in Online-Netzwerken Aufnahmen aus dem Innern des Schiffes. Zu sehen ist, wie Sessel, Tische und Topfpflanzen in dem stark schwankenden Schiff über den Boden schlittern.
«Ich habe noch nie etwas so Beängstigendes erlebt», berichtete die Passagierin Janet Jacob. «Ich habe für die Sicherheit aller Menschen an Bord gebetet», sagte sie. Der Passagier Rodney Horgan sagte, die Situation habe ihn an die Titanic erinnert. «Das beste Wort dafür ist, glaube ich, surrealistisch.» Durch meterhohe Wellen sei Wasser in das Schiff eingedrungen, das Tische, Stühle und Menschen umgerissen habe.
Fernsehbilder zeigten das riesige Schiff im aufgewühlten Meer, während Helikopter in der Luft kreisten, um die Passagiere zu evakuieren. Die Rettungsaktion ging jedoch nur langsam voran. Bis Sonntagvormittag wurden nach Angaben der Rettungskräfte 460 Passagiere an Land gebracht. Nachdem der Motorschaden gestern weitgehend behoben war, steuerte das Schiff den Hafen der Stadt Molde an.
Für die Geretteten wurde ein Notaufnahmezentrum in einer Turnhalle an der Küste eingerichtet. 17 von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht. Drei der Verletzten, einer von ihnen über 90 Jahre alt und die anderen über 70 Jahre alt, erlitten schwere Knochenbrüche.