EU schafft Zeitumstellung ab – wird die Schweiz zur Insel?
BERN. Das EU-Parlament will die Zeitumstellung bis 2021 abschaffen. Ein Flickenteppich droht – und die Schweiz ist mittendrin.
Das EU-Parlament hat gestern entschieden, die Zeitumstellung abzuschaffen. Nun müssen die EU-Länder entscheiden, ob sie die Normalzeit («Winterzeit») oder die ewige Sommerzeit einführen wollen. Die Schweiz orientiere sich an den Nachbarländern, sagt Jürg Niederhauser vom Eidgenössischen Institut für Metrologie. Die sind sich aber nicht einig: Frankreich und Österreich seien eher für die Normalzeit, während Deutschland unent- schlossen sei, so Niederhauser. Dass sich zwei Nachbarländer anders entscheiden, sei nicht ausgeschlossen. «Die Staaten haben aber ein Interesse daran, sich zu koordinieren.»
SVP-Nationalrätin Yvette Estermann sagt, der Entscheid sei sinnvoll – aber nur, wenn der Bundesrat die Normalzeit einführe. «Gegen die Sommerzeit würde ich mit allen demokratischen Mitteln vorgehen.» Sie führe zu Unfällen und Konzentrationsstörungen. SP-Nationalrat Matthias Aebischer sagt, Priorität habe, dass es alle Länder gleich machten. Aus bildungspolitischen Gründen sei er für die Normalzeit: «Schüler müssten sonst im Winter bis zur grossen Pause im Dunkeln sitzen.»
Eine Online-Umfrage der EU ergab, dass eine Mehrheit die Sommerzeit möchte. Die Normalzeit könnte der Bundesrat allein beschliessen, für die Sommerzeit bedürfte es einer Gesetzesänderung, die dem Referendum untersteht. Die EU entscheidet im Juni definitiv.