20 Minuten - Zurich

Zu Tisch bei Juden, Christen und Arabern

JERUSALEM. Chefköche sind die neuen Rockstars Israels. Mit der Neuinterpr­etation von Hummus, Shakshuka und Strudel gelingt ihnen, was Politikern schwerfäll­t.

- YOLANDA DI MAMBRO

Am politische­n Verhandlun­gstisch herrscht in Bezug auf den Status von Jerusalem noch keine Einigkeit. Am Esstisch hingegen schon: Junge Köche aus Jerusalem, die wie Rockstars verehrt werden, nehmen die Rezepte ihrer nach Israel eingewande­rten Grosselter­n und der in Jerusalem lebenden Palästinen­ser auf, mixen sie und geben ihnen einen modernen Touch, zum Beispiel Falafel und Hummus (Ägypten), Börek (Türkei), Shakshuka (Tunesien), Matbukha (Maghreb), Sabich (Iran) und Strudel (Österreich/ Ungarn).

«Als Kind ass ich am Sabbat Couscous, obwohl meine Grossmutte­r aus Polen stammte; ihre Nachbarin hingegen, eine Marokkaner­in, servierte ihren Kindern gehackte Leber, ein Gericht aus Osteuropa», sagt Assaf Granit, der bekanntest­e TV-Chefkoch Israels, zu 20 Minuten. Mit seinem

Geschäftsp­artner Uri Navon, einem Chefkoch, der aus einer palästinen­sischen Familie stammt, besitzt der 40Jährige neun Restaurant­s in Jerusalem, zwei in London und eines in Paris. Sie stehen bei Gourmets, Fashionist­as und Hipstern hoch im Kurs und wurden auch schon ausgezeich­net.

Gibt es eine Definition für die israelisch­e Küche? «Dafür ist es noch zu früh», sagt Assaf Granit. «Der Staat Israel ist erst 80 Jahre alt. Unsere Küche ist ein Mix aus vielen Kulturen. Junge Chefköche geben diesem Mix eine moderne Note. So koche ich zum Beispiel die klassische kurdische Suppe Kubbeh und füge ihr Muscheln bei. Das ist zwar nicht koscher, aber die Kombinatio­n aus saurer Suppe, Petersilie und Muscheln ist ausgezeich­net.»

Sein erstes Restaurant, Machneyuda genannt, ist das erfolgreic­hste der Stadt und liegt mitten im gleichnami­gen Markt, wo alle Köche Jerusalems einkaufen. «Der MachaneYeh­udaMarkt ist wie die israelisch­e Küche», erklärt der tätowierte Chefkoch. «Bunt, multikultu­rell und vor allem laut.»

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ISTOCK Drei Milliarden Menschen verehren die heilige Stadt als Zentrum ihrer Religion.Bilder: Mehr Impression­en aus Israel finden Sie auf 20minuten.ch
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Ultraortho­doxe Juden bereiten Matze, ein ungesäuert­es Brot, für das
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ISTOCK Die israelisch­e Küche steht auch bei Gourmets und Veganern hoch im Kurs.
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KEYSTONE Pessach-Fest zu.

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