Nachgefragt: Dürfen Tierfilmer eingreifen?
ZÜRICH. Tierfilmer, die Pinguine vor dem Tod retteten, sorgten mit ihrem Tabubruch für Aufsehen. Das sagen die Kollegen.
«Wenn du Kameramann bist, ist es dein Job zu beobachten und nicht einzugreifen», erklärte BBCNaturfilmer Sir David Attenborough einst. Der Satz gilt vielen Tierfilmern als eine Art Ehrenkodex. Doch nun haben Tierfilmer Pinguine mithilfe einer Rampe vor dem sicheren Tod bewahrt.
Laut dem Schweizer Biologen und Bärenforscher David Bittner ist das in Ordnung. Die Filmer hätten zwar eingegriffen, «aber es macht einen Unterschied, ob man Tritte ins Eis schlägt oder die Tiere einfängt und rausträgt». Letzteres würde für ihn zu weit gehen.
Das findet auch Dominik Behr, Wildtierbiologe der Uni Zürich und Preisträger des Fotowettbewerbs der British Ecological Society. Zwar sollten Tierfilmer den natürlichen Lauf ungeschönt zeigen, aber im konkreten Fall hätten sie «einen direkten Kontakt mit den Pinguinen vermieden und ihnen eine Option angeboten».
Eine abschliessende Beurteilung sei allerdings nicht möglich, so Behr. «Da ich die örtlichen Bedingungen nicht kenne, ist mir nicht klar, ob die Kadaver der verendeten Pinguine allenfalls als Nahrung für aasfressende Tiere gedient hätten.» Aus dieser Perspektive betrachtet, bekomme die Befreiungsaktion der Tierfilmer eine andere Bedeutung.
Die BBC ihrerseits ist überzeugt, dass Attenborough genauso gehandelt und auch eingegriffen hätte.