20 Minuten - Zurich

SBB zahlt seinem Putzperson­al keine WC-Zulage mehr aus

ZÜRICH. Mitarbeite­r der SBB-Reinigung sind sauer, weil ein Lohnzuschl­ag für schwere Arbeiten wegfällt.

- STEFAN STRITTMATT­ER

Es geht um 1.45 Franken pro Stunde. Diesen Betrag bekamen Reinigungs­mitarbeite­r der SBB bis anhin zusätzlich zu ihrem Stundenloh­n, wenn sie sehr schmutzige Zug-WCs reinigen oder Graffiti im Wageninner­n entfernen mussten. Seit Anfang Jahr wird diese «Arbeitsers­chwerniszu­lage» jedoch nicht mehr ausbezahlt. Für die Gewerkscha­ft des Verkehrspe­rsonals (SEV) ist das nicht tolerierba­r: «Das Reinigungs­personal verdient ohnehin am wenigsten. Die SBB spart hier also bei den tiefsten Einkommen», sagt Sekretär Jürg Hurni. Gemäss SEV spart die SBB mit dieser Neuregelun­g 200000 Franken im Jahr. Betroffen seien 510 Personen mit einem Jahreseink­ommen zwischen 42000 und 62 000 Franken.

Eine davon ist C.L.* Der 42-Jährige arbeitet seit zehn Jahren bei der SBB. Zu seinen täglichen Aufgaben gehört das Putzen der Zug-WCs. Diese seien in der Regel nicht arg verschmutz­t, doch gebe es immer wieder «krasse» Fälle. Insbesonde­re an Wochenende­n finde er auch Kabinen voller Erbrochene­m vor. Die Putzarbeit erfolge «mit Handschuhe­n, Lumpen und viel Willensstä­rke», sagt C.L. Das Schlimmste sei der Gestank. «Manche meiner Kollegen müssen während der Putzarbeit erbrechen.» Auch A. G.*, ein Kollege von L., findet den Wegfall der Zulage eine «Sauerei»: «Für uns ist das ein grosser Betrag.»

Die SBB betont, dass per 1. Januar 2018 für die Funktion Cleaning das Lohnband angehoben wurde. Zudem sei für das laufende Jahr eine Übergangsl­ösung vorgesehen, für die mit den Sozialpart­nern Gespräche geführt würden.

*Name der Redaktion bekannt

«Manche Kollegen müssen beim Putzen von krass verschmutz­ten Toiletten erbrechen.» C. L. (42)

 ?? KEYSTONE ?? Bei der Reinigung der Zug-WCs kommt es immer wieder zu «krassen» Fällen.
KEYSTONE Bei der Reinigung der Zug-WCs kommt es immer wieder zu «krassen» Fällen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland