Viele Helme schützen das Hirn zu wenig
ZÜRICH. Velohelme bieten weniger Schutz als bisher angenommen. Eine neue Technologie bringt nun eine grosse Wirkung – zum kleinen Aufpreis.
Gängige Velohelme schützen vor allem vor Schädelbrüchen und Schürfungen. Gegen schwere Hirnverletzungen bieten sie aber nur geringen Schutz. Der Grund: Die internationale Norm gibt nur vor, wie stark Velohelme einen geraden Aufprall dämpfen müssen – so wird meist nur diese Variante getestet. «In der Regel prallt ein verunfallter Velofahrer aber schräg mit dem Kopf auf, was zu schlimmen Hirnverletzungen führt», sagt Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU).
Die BfU hat nun erstmals eine neue Technologie namens Mips getestet. Dabei handelt es sich um eine bewegliche Innenschale, die eine Art zweite Haut zwischen Kopf und Helm bildet. Die Messungen zeigten: Bei Unfällen mit solchen Helmen wirken deutlich geringere Kräfte auf Kopf und Hals. Testingenieur Patrick Isler: «Dank dieser Helmeinlage ist das Verletzungsrisiko fürs Gehirn bis zu 16 Prozent kleiner.» Der Preisaufschlag von 20 Franken biete also eine grosse Schutzwirkung.
Laut den Unfallversicherungen erleidet ein Drittel der hierzulande verunfallten Velofahrer Kopfverletzungen. Eine strengere Norm wäre zu begrüssen, so das Fazit des BfUTests. Dass die neue Technologie bald Pflicht wird, ist aber unwahrscheinlich. Die Normen würden von internationalen Gremien erlassen – eine Änderung stehe nicht direkt bevor, so Kipfer. Eine Verschärfung der Norm könnte sinnvoll sein, so Juerg Haener von Pro Velo Schweiz. Aber: «Noch nie hat ein Helm einen Unfall verhindert.»