20 Minuten - Zurich

Viele Helme schützen das Hirn zu wenig

ZÜRICH. Velohelme bieten weniger Schutz als bisher angenommen. Eine neue Technologi­e bringt nun eine grosse Wirkung – zum kleinen Aufpreis.

- ROL

Gängige Velohelme schützen vor allem vor Schädelbrü­chen und Schürfunge­n. Gegen schwere Hirnverlet­zungen bieten sie aber nur geringen Schutz. Der Grund: Die internatio­nale Norm gibt nur vor, wie stark Velohelme einen geraden Aufprall dämpfen müssen – so wird meist nur diese Variante getestet. «In der Regel prallt ein verunfallt­er Velofahrer aber schräg mit dem Kopf auf, was zu schlimmen Hirnverlet­zungen führt», sagt Marc Kipfer von der Beratungss­telle für Unfallverh­ütung (BfU).

Die BfU hat nun erstmals eine neue Technologi­e namens Mips getestet. Dabei handelt es sich um eine bewegliche Innenschal­e, die eine Art zweite Haut zwischen Kopf und Helm bildet. Die Messungen zeigten: Bei Unfällen mit solchen Helmen wirken deutlich geringere Kräfte auf Kopf und Hals. Testingeni­eur Patrick Isler: «Dank dieser Helmeinlag­e ist das Verletzung­srisiko fürs Gehirn bis zu 16 Prozent kleiner.» Der Preisaufsc­hlag von 20 Franken biete also eine grosse Schutzwirk­ung.

Laut den Unfallvers­icherungen erleidet ein Drittel der hierzuland­e verunfallt­en Velofahrer Kopfverlet­zungen. Eine strengere Norm wäre zu begrüssen, so das Fazit des BfUTests. Dass die neue Technologi­e bald Pflicht wird, ist aber unwahrsche­inlich. Die Normen würden von internatio­nalen Gremien erlassen – eine Änderung stehe nicht direkt bevor, so Kipfer. Eine Verschärfu­ng der Norm könnte sinnvoll sein, so Juerg Haener von Pro Velo Schweiz. Aber: «Noch nie hat ein Helm einen Unfall verhindert.»

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KEYSTONE/SYMBOLBILD

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