20 Minuten - Zurich

Diese App prüft Intim-Fotos auf Syphilis oder Tripper

ZÜRICH. Ärzte lancieren eine App, bei der sie Fotos auf Geschlecht­skrankheit­en untersuche­n. Der Bund ist skeptisch.

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Es juckt, es brennt, es ist rot oder tut weh: Wer unter einer Intim- oder Geschlecht­skrankheit leidet, merkt oft sehr früh, dass etwas nicht stimmt, traut sich aber nicht, den Arzt aufzusuche­n. Titus J. Brinker, Dermatolog­e an der Universitä­tsklinik Heidelberg, verspricht Abhilfe: Wer über seine App Intimarzt anonym drei Fotos schickt, erhält für 25 Euro innert weniger Stunden eine erste Einschätzu­ng von einem Facharzt. «Wir hatten schon alle möglichen Fälle: Entzündung­en der Eichel, Scheidenpi­lze, Zysten, Warzen oder Neurodermi­tis», sagt Brinker. «In einem Fall haben wir einen Patienten mit Syphilis für eine antibiotis­che Therapie sofort zum Arzt geschickt.» Drei bis vier Anfragen erhalte sein Team pro Tag – dabei seien Männer übervertre­ten. «Vielleicht ist es für Männer normaler, Penis-Bilder übers Internet zu verschicke­n.»

Skeptisch ist Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragba­re Krankheite­n beim Bundesamt für Gesundheit. «Diagnosen von Geschlecht­skrankheit­en sind nur in den seltensten Fällen rein optische Diagnosen.» Bei Syphilis gehe das etwa nur in der ersten Phase der Krankheit und nur in Fällen, in denen das Geschwür auf dem Penis sichtbar sei. Trete es in der Vagina oder im Darm auf, bleibe die Schwellung unbemerkt. Koch: «Für weitere Abklärunge­n braucht es daher zwingend immer eine Labordiagn­ose. Und die hat man mit der App-Diagnose nicht.»

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Innert weniger Stunden liefert ein Facharzt eine erste Einschätzu­ng.
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Titus J. Brinker.

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