Diese App prüft Intim-Fotos auf Syphilis oder Tripper
ZÜRICH. Ärzte lancieren eine App, bei der sie Fotos auf Geschlechtskrankheiten untersuchen. Der Bund ist skeptisch.
Es juckt, es brennt, es ist rot oder tut weh: Wer unter einer Intim- oder Geschlechtskrankheit leidet, merkt oft sehr früh, dass etwas nicht stimmt, traut sich aber nicht, den Arzt aufzusuchen. Titus J. Brinker, Dermatologe an der Universitätsklinik Heidelberg, verspricht Abhilfe: Wer über seine App Intimarzt anonym drei Fotos schickt, erhält für 25 Euro innert weniger Stunden eine erste Einschätzung von einem Facharzt. «Wir hatten schon alle möglichen Fälle: Entzündungen der Eichel, Scheidenpilze, Zysten, Warzen oder Neurodermitis», sagt Brinker. «In einem Fall haben wir einen Patienten mit Syphilis für eine antibiotische Therapie sofort zum Arzt geschickt.» Drei bis vier Anfragen erhalte sein Team pro Tag – dabei seien Männer übervertreten. «Vielleicht ist es für Männer normaler, Penis-Bilder übers Internet zu verschicken.»
Skeptisch ist Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit. «Diagnosen von Geschlechtskrankheiten sind nur in den seltensten Fällen rein optische Diagnosen.» Bei Syphilis gehe das etwa nur in der ersten Phase der Krankheit und nur in Fällen, in denen das Geschwür auf dem Penis sichtbar sei. Trete es in der Vagina oder im Darm auf, bleibe die Schwellung unbemerkt. Koch: «Für weitere Abklärungen braucht es daher zwingend immer eine Labordiagnose. Und die hat man mit der App-Diagnose nicht.»