Frau sollte abtreiben oder Schweiz verlassen
ST. GALLEN. Ein Serbe (25) muss sich morgen vor Gericht verantworten. Er soll seine Frau mehrfach zu einer Abtreibung gedrängt haben.
Der 25-Jährige und seine Frau lernten sich nach elterlicher Übereinkunft via Facebook kennen. Nach zwei Treffen verlobten sie sich Mitte August 2014 in der Schweiz und feierten anschliessend die religiöse Hochzeit bei einem Iman in Serbien. Mitte November 2014 war die Frau zum ersten Mal schwanger. Laut Anklageschrift gibt sie an, die Familie ihres Mannes habe Druck ausgeübt, das Kind abzutreiben. «Es bleibt jedoch unklar, ob es in der Folge im Dezember zu einer Fehlgeburt in der Schweiz und einer anschliessenden Ausdikamente, schabung in Serbien kam oder ob das Kind in Serbien abgetrieben wurde», so die Staatsanwaltschaft.
Ende Januar stellte die Frau fest, dass sie wieder schwanger war. Wegen Übelkeit und Magenschmerzen suchte sie mit ihrem Ehemann einen Arzt auf. Da sie noch kein Deutsch sprach, verstand sie aber nicht, was dieser sagte. Sie erhielt Meund das Paar fuhr wieder nach Hause. Dort teilte ihr der Mann laut Anklage mit, dass der Arzt gesagt habe, mit dem Kind sei etwas nicht in Ordnung. Nachdem ihre Schwiegereltern ihr jedoch versichert und weitere ärztliche Untersuchungen bestätigt hatten, dass das Kind gesund war, sagte sie Nein zur Abtreibung. Im vierten Schwangerschaftsmonat liess der Beschuldigte über seinen Onkel ausrichten, wenn sie das Kind behalte, werde sie nach Serbien abgeschoben. Wenn sie jedoch abtreibe, werde er dafür sorgen, dass sie in der Schweiz bleiben könne.
Die Staatsanwaltschaft will für den Beschuldigten eine bedingte Freiheitsstrafe von neun Monaten. Die Frau ist Privatklägerin und fordert eine Genugtuung.