Wenn der Alte doch nur sprechen würde
Mr. «Fack ju Göhte», Elyas M’Barek, überzeugt in diesem spannenden Justizkrimi als junger Anwalt.
Über 30 Jahre lang hat der 70-jährige Italiener Fabrizio Collini (Franco Nero) unbescholten in Deutschland gearbeitet, und dann tötet er anscheinend grundlos den angesehenen Grossindustriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) in dessen Berliner Hotelsuite. Und jetzt soll ihn ausgerechnet Anwalt Caspar Leinen (Elyas M’Barek) verteidigen. Dieser hat via Collinis Tochter Johanna (Alexandra Maria Lara) eine Vorgeschichte und möchte den Fall wegen Befangenheit abgeben. Da ihm dies verwehrt wird und Collini eisern schweigt, entwickelt sich Caspars erster grosser Fall zu einem Himmelfahrtskommando.
Der «Fack ju Göhte»-Publikumsmagnet Elyas M’Barek scheint auf den ersten Blick bestimmt nicht die richtige Wahl, um in der Verfilmung von Ferdinand von Schirachs Bestsellerroman die männliche Hauptrolle zu spielen. Doch weit gefehlt: M’Barek drückt der Figur seinen eigenen Stempel auf, während Franco Neros Schweigen immer unerträglicher wird. Aber wenn er dann mal endlich sein Maul aufreisst, dann entwickelt dieser tatsachenbasierte (!) Justizkrimi nicht zuletzt wegen eingestreuter Rückblenden eine Dynamik, der man sich nur schwer entziehen kann. Hollywood hat schon viele Male aufgezeigt, dass Recht längst nicht immer mit Gerechtigkeit gleichzusetzen ist. Mit seinen wunderbaren Cinemascope-Bildern, einer talentierten Besetzung und dramaturgischer Cleverness wird der Collini-Mordprozess immer mehr zur emotionalen Achterbahnfahrt.